Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen

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die hohepriesterliche und fürstliche Würde, doch wurde dem jüdischen Reiche 
als Zeichen der römischen Oberherrschaft ein dauernder Tribut auferlegt (63). 
Gegen Ende des Jahres kehrte Pompejns ruhmgekrönt nach Italien 
zurück. In Rom glaubte man anfangs, er werde sich an seinen politischen 
Gegnern rächen und auf seine ergebenen Legionen vertrauend, sich zum 
Gewaltherrscher auswerfen. Er entließ aber sein Heer in Vrundisium und 
betrat als einfacher Privatmann die Hauptstadt. Der Triumph, den er an 
seinem 46. Geburtstage im Jahre 61 feierte, übertraf an Glanz bei 
weitem alle bisherigen. 
2. Die Verschwörung des Catilina. Wahrend der Abwesenheit des 
Pompejus war Rom durch die Verschwörung des Catilina an den 
Rand des Verderbens geführt worden. Catilina, ein Senator von vornehmer 
Herkunft, der sich schon bei Sullas tyrannischem Wüten durch Unmensch¬ 
lichkeit hervorgetan, faßte, nachdem er durch sinnlose Verschwendung sein 
Vermögen vergeudet hatte, den ruchlosen Plan, die Konsuln und die Mtl)r- 
heit der Senatoren zu ermorden, die Stadt in Brand zu stecken und in 
der allgemeinen Verwirrung an der Spitze einer gedungenen Bande sich 
zum Herrn Roms auszuwerfen. Als Helfershelfer hatte er eine große 
Anzahl verschuldeter und sittenloser junger Leute aus vornehmen Familien 
gewonnen. Der frevelhafte Anschlag wurde durch einen der Verschworenen 
dem Konsul Cicero verraten, und dieser traf die geeigneten Maßregeln 
zur Abwendung der Gefahr. Catilina entwich aus Rom und leistete an 
der Spitze eines ihm ergebenen Heeres Widerstand, fand jedoch in der 
blutigen Schlacht bei Pistoria (Pistoja) den Tod (62). Füns der Hanpt- 
austister, die in Rom zurückgeblieben waren, wurden hingerichtet. Cicero 
erhielt, als der Retter Roms, den Ehrennamen Vater des Vaterlandes. 
Pompejus, den seine glänzenden Siege zum Abgott des Volkes gemacht 
hatten, sand Mitbewerber um die Herrschaft in dem reichen Crassus 
und dem aufstrebenden Cäsar. 
§ 35. 3ttlins Cäsar. 
Erstes Triumvirat (60). — Zweiter Bürgerkrieg (49—45 v. Chr.). 
1. Julius Cäsar (geb. 100, gest. 44 v. Chr.), der Schwiegersohn 
Cinnas, ein in den Künsten des Friedens wie des Krieges gleich aus¬ 
gezeichneter junger Römer, hatte früh durch seine ungewöhnliche Geistes- 
' kraft, seinen kühnen Mut und hochstrebenden Sinn Aufmerksamkeit erregt 
uud die Zuneigung des Volkes in hohem Grade gewonnen. Als Anhänger 
des Marius geächtet, hatte er unter Sullas Gewaltherrschaft aus Rom 
flüchten müssen und war nach Asien gegangen, von wo er erst nach Sullas 
Tod zurückgekehrt war. Nachdem er durch die Gunst des Volkes verschiedene 
bürgerliche Ämter erlangt und in Spanien kriegerische Talente entwickelt 
hatte, bewarb er sich um das Konsulat, zu dessen Erlangung er der Mit-
	        
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