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einen friedlichen Vergleich mit dem Papste ein. Eine weitere Bedrohung Roms
durch den König Aistulf (750—756) führte den Frankenkönig Pippin nach
Italien, der Aistulf zur Herausgabe des dem Papste entrissenen Gebietes zwang.
Der letzte König der Langobarden war Desiderius (757—774), unter welchem
ber Selbständigkeit des Reiches durch Karl d. Gr. ein Ende gemacht wurde.
§ 52. Gründung -es Frankenreiches dnrch Chlodwig.
(481—511.)
Unter den Reichen, die seit der Völkerwanderung auf den Trümmern
des alten römischen Weltreiches aufgerichtet worden waren, wurde das
Reich der Franken bald eines der mächtigsten.
Die Franken hatten sich von ihren ursprünglichen Wohnsitzen in den
Maingegenden größtenteils nach dem Niederrhein, den Niederlanden und
dem nördlichen Gallien gewendet, in welch letzterem Lande sie seit dem
fünften Jahrhundert festen Fuß gefaßt hatten. Sie zerfielen in die
salischen Franken, im nördlichen Gallien, und die ripuarischen
(Uferbewohner), am Niederrhein, und standen unter mehreren Fürsten,
bis sie durch einen derselben, Chlodwig, zu einem Gesamtreiche ver¬
bunden wurden.
Chlodwig (Ludwig), ein Enkel des sagenhaften Merovech, von
welchem das Königsgeschlecht den Namen der Merowinger trägt, war
im Jahre 481 als fünfzehnjähriger Jüngling feinem Vater Childerich
in der Regierung über einen Teil der salischen Franken gefolgt. Seinem
emporstrebenden Geiste war sein Erbe viel zu klein, und schon früh ent¬
warf er den Plan, das ganze Volk der Franken unter seinem Zepter zu
vereinigen und demselben die Herrschaft über ganz Gallien zu erringen.
Zunächst richtete er seine Waffen gegen den römischen Statthalter Sya-
grius, der seit dem Untergänge des Westreiches ein kleines Gebiet im
mittleren Gallien als selbständiger Fürst beherrschte, und besiegte ihn
gänzlich bei Soissons (486). Syagrius floh zu dem Westgotenkonig
Alar ich II.; dieser lieferte jedoch, durch Chlodwigs Drohungen geschreckt,
den Hilfesuchenden dem Sieger aus, und Chlodwig ließ ihn hinrichten.
Der Sieg bei Soissons hatte das ganze Land bis an die Loire unter
Chlodwigs Herrschaft gebracht, und bald bot sich ihm Gelegenheit dar,
sein Land auch gegen Osten hin zu erweitern.
Im Jahre 496 kam es, wohl unsern von Mainz, zwischen Chlodwig
und den Alamannen zu einer entscheibenben Schlacht. Als ber Sieg sich
schon auf bie Seite ber Alamannen zu neigen schien, ba gebachte Chlob-
toig bes mächtigen Christengottes, zu welchem seine katholische Gemahlin
Chlothilbe, eine burgunbische Prinzessin, ihn bisher vergebens zu be¬
kehren gesucht. Rasch fiel er nieber aus feine Knie unb rief aus: „Hilf
mir, Herr Jesus Christus, unb ich will an bich glauben!" Dieser Anblick