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tümmel bett Tob. Mit Mühe gelingt es, ihn aus beirt Kampf
herauszuführen.
Der König war überzeugt, baß, wenn bie Russen ihren Sieg
verfolgen wollten, alles für ihn verloren fei; zugleich schien es bei
ihm beschlossen, bie Schmach unb ©rniebrigung seines Reiches nicht
zn überleben. Wirklich staub bett Siegern ber Weg nach Berlin
offen, bieselben benutzten aber ihre Vorteile nicht unb unterließen
aus Nachlässigkeit unb gegenseitiger Eifersucht zwischen Russen unb
Österreichern bie weitere Verfolgung ber Preußen. Friebrich ba¬
gegen wußte biefeu Aufschub zu seinem Vorteil auszubeuten; schnell
sammelte, orbtiete unb vermehrte er sein Heer roieber. Sein Brn-
ber Heinrich hatte sich inzwischen in Sachsen tapfer behauptet, wo
auch ber König seine Winterquartiere nahm.
Liegnitz und Torgau. Mit sebetn neuen Kriegsjahre würbe
Friebrichs Lage schwieriger; seine Armee schmolz allmählich zusam¬
men unb bie Hilfsquellen feines Laubes versiegten. Es schien, als
müsse er ber Menge ber ihn utnringenben Feinbe 6alb erliegen, an
ben Angriffskrieg konnte er fürerft nicht mehr benken, nur bie Ver-
teibigung war ihm vergönnt, unb nur seinem an Hülfsmitteln un¬
erschöpflichen Geist unb seinem unbeugsamen Mut konnte es gelin¬
gen, sich mit Ehren zu behaupten, bis eine glückliche Wenbung bes
Geschicks seine Gegner zum Friebeu geneigt machte.
Der Felbzug bes Jahres 1760 begann mit ber Nieberlage bes
Generals Fouquö bei Laubsh ul itt Schlesien; ber tapfere Gene¬
ral selbst würbe von ben Österreichern gefangen genommen. Frieb¬
rich eilte nach ber vergeblichen Belagerung Dresbens auch seinerseits
nach Schlesien, wo ihm Daun unb Laubon mit ihren vereinigten
Truppen bei Liegnitz entgegentraten. Mit einer Armee von 15. Aug
95 000 Mann hofften sie feine 30 000 zu umzingeln unb zu Der- 1760
nichten. List unb Kühnheit halsen ihm jeboch wieberum bie Anschläge
ber Gegner zu fchanben zu machen. Er veränberte heimlich in ber
Nacht bie Stellung seiner Armee, unb als Saubon am Morgen zum
Angriff vorrückte, war er überrascht, früher, als er erwartet, bett
Feinb vor sich zn fttiben. Nach kurzem Gefecht würben bie Öster¬
reicher von ben Preußeu aufs Haupt geschlagen. Dieser Sieg gab
Friebrichs Sache wieber eine günstigere Wenbung, boch war, um
ihn ganz zu retten, noch eine große Schlacht ersorberlich. Die Rus¬
sen waren unterbes nach Berlin marschiert unb schalteten bort acht
Tage lang als Herren, bis Friebrich von Schlesien aufbrach, um
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