Kirchliches aus der Seit vor der Reformation. 3
Offiziale, Sendpröpste und Erzpriester zu Fritzlar, Rmöneburg und Mainz
beschwerten die Untertanen überaus hart mit solchen Dingen und mi߬
brauchten so ihre Ämter, daß, wo einer nur etwas an Nahrung vermochte,
so wurde er durch die Sendpfaffen heimlich gerügt und angegeben, als
sollte er mit diesem oder jenem Laster beschreit oder beargwohnt sein.
Darum wurde er sobald geladen, hart beschuldigt und etwa an seinem
guten Hamen und Leumund dadurch schwerlich verletzt. War der An¬
geschuldigte auch bereit, sich mit einem Eide zu rechtfertigen, so half ihm
dieses doch nichts, weil dem Kläger mehr geglaubt wurde als der Recht¬
fertigung des Angeklagten. Huch da einer noch so unschuldig befunden
wurde, mußte er doch um der (Erledigung willen viel Geld geben."
Kassel. (Nach Vilichs Ansichten hessischer Städte, 1591.)
3n diesem Ringen mit Mainz um die staatliche Selbständigkeit, in
welchem die Erzbischöfe nicht nur mit den Waffen sondern auch mit
Bann und Interdikt sowie mit der Verweigerung der Belehnung kämpften,
erfocht Landgraf Ludwig I., der Sohn Hermanns des (Belehrten, im
Jahre 1427 einen entscheidenden Sieg. Rls Erzbischof Konrat) mit zwei
Heeren ins Hessenland eingefallen war, bot Ludwig alles wehrhafte Volk
auf und stellte sich dem einen Heere zwischen Fritzlar und Großenenglis
entgegen. Die Übermacht war auf der Mainzer Seite; aber der Land¬
graf feuerte die Seinen zu tapferem Widerstände an und sprach: „Sie
haben meinem Vater nicht Frieden gelassen, der war ihnen zu fromm.
Gewohneten sie das an mir, so müßte ich ihnen allezeit zu Diensten bereit
sitzen als ein Sinsmeier, und meine armen Untertanen müßten sie nähren
und keinen Frieden dazu haben, heute darum Landgraf oder keiner