Full text: Der Olymp oder Mythologie der Griechen und Römer

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I. Die öderen Gottheiten. 
Der Mythus, auf welchen dieses Fest sich bezieht, erzählt, 
daß Apollon den schönen Hyakinthos, jüngsten Sohn des Amyklas, 
geliebt, aber unvorsätzlich mit dem Wurfe einer Wurfscheibe getötet 
habe, oder daß der ebenfalls den Knaben liebende Windgott Ze- 
phyros die Scheibe ans Eifersucht gegen Apollon nach Hyakinthos' 
Haupt getrieben habe. Dem Tode des Hyakinthos, der in die 
gleichnamige Blume verwandelt worden sein soll, galt die Trauer 
am Anfang der Hyakinthien, seiner Wiederbelebung aber die Freude 
des zweiten und dritten Tages. Augenscheinlich deutet der Mythus, 
ähnlich wie derjenige der Persephone, auf das Absterben und 
Wiederaufleben der Natur, die hier unter dem Bilde eines Jüng¬ 
lings gefaßt wird, und ebenso augenscheinlich ist die Wurfscheibe 
Apollons ein Bild der Sonne, unter deren Glut die Vegetation 
verdorrt. Auf dieses Fest folgte im August das Fest der Kar¬ 
nern, das besonders in Sparta ein kriegerisches Ansehen hatte, in¬ 
dem die ganze Bevölkerung aus der Stadt auszog und mehrere 
Tage lang in deren Nähe wie in einem Kriegslager unter Zelten 
lagerte. Das Fest bezieht sich ebenfalls auf den verderblichen 
Hitze- und Pestgott Apollon unter dem Beinamen Karneios, und 
durch das Lagern unter Zelten entzog man fich den schädlichen 
Wirkungen der Hundstagsglut. Seine religiöse Bedeutung aber er¬ 
hielt das Fest, indem man zugleich den furchtbaren Gott zu sühnen 
suchte; das Fest wurde tu Sparta sehr heilig gehalten und hat 
sich von dort nach Kyrene, einer griechischen Kolonie auf der Nord¬ 
küste von Afrika, uud außerdem auf die Jufeln Rhodos und 
Sicilien, sowie in die griechischen Städte in Unter-Italien, nämlich 
Tarent und Sybaris, verbreitet. Der schönste Tempel dieses Apol¬ 
lon befand fich zu Amyklä. 
Der delphinische Apollon wurde tu Beziehuug auf das stür¬ 
mische und wieder beruhigte Meer auf Kreta, zu Kriffa in der 
Landschaft Phokis, in Delphi, auf der Insel Ägina, Milet und 
an anderen Orten verehrt. Zu Athen war das Heiligtum dieses 
Gottes, das Jelphinion, die älteste Blutgerichts- und Sühnungs¬ 
stätte. Hier feierte man auch im April das Fest der Delphinien,
	        
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