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II. Die unteren Gottheiten.
gab es hier viele den Musen geweihte Werke. Die Feier der
Berehrnng war mit Wettkämpfen verbunden, Slttseictt genannt.
Die neun Museu der gewöhnlichen Mythologie der Griechen
und Römer galten als Göttinnen des Gesanges, der Musik, der
Dichtkunst und überhaupt der schönen Künste, welche die Bildung
der Menschen beförderten. Sie bewohnten die Gipfel der Berge
Helikon, Parnassos und Pindos, liebten die heiligen Quellen dieser
Berge, beschäftigten sich mit den schönen Künsten, welche sie über¬
haupt beschützten, und zu dereu Übung sie die Menschen anfeuerten
und begeisterten. Sie stiegen oft in den Olymp, und verherrlichten
durch Übung ihrer Küuste das selige Leben der oberen Götter.
Bald erscheinen sie in der Mythologie alle als Juugfranen, bald
aber auch vermählt, und werden als Mütter verschiedener Söhne
genannt (welches indes wohl nur die Idee: daß sich einige Künstler
ganz ihrem Dienste widmeten, ausdrücken soll); jedoch mit Aus¬
nahme der Urania. — Sie straften diejenigen, welche sich ver-
maßeu, es mit ihnen in den Künsten des Gesanges und der
Musik aufnehmen zu wollen, z. B., wie oben erzählt worden,
die Töchter des Pieros, ferner die Sirenen und den Thamyris.
Apollon selbst war Anführer der Musen, und hieß daher Mulagetes.
Die Dichter der älteren Zeiten riefen beim Anfange ihrer Werke
jederzeit die Musen um Schutz und Gunst an, was von neueren
Dichtern nachgeahmt worden ist. In den bildlichen Darstellungen
der älteren Zeit erscheinen sie stets vereint, alle in derselben Klei¬
dung und mit denselben Attributen und musikalischen Instrumenten,
nämlich Cithern, Harfen und Flöten, dann auch mit Schrift¬
rollen. Diese Schriftrollen haben die ursprüngliche Veranlassung
gegeben zur Sammlung von Schriftwerken im Dienste der Musen,
woraus die Bibliotheken, wie die Museen entstanden sind, wie
sie in der heutigen Zeit gewöhnlich sind. So weist die Bedeu¬
tung des Namens Museum zurück auf den uralten Dienst der
Musen — also auf die Bildung, die ein Werk der Musen ist.
Die nenn Musen wurden nach der Verschiedenheit ihrer Be¬
stimmung auf folgende Art dargestellt und abgebildet: