Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Land und Volk der alten Deutschen. 85 
und pflegten das Vieh. Die freien Männer tagen, wenn sie nicht tut 
Kriege oder auf der Jagd waren, auf ber Bärenhaut ober versammelten 
sich zu Truuk unb Spiel. 
An eblen Sitten würben bie Deutschen früherer Zeit von keinem 
Volke bes Altertums übertroffen. Keuscher, züchtiger Sinn ist ein 
Ruhm unserer Vorfahren. Die Frauen waren hochgeehrt. Sie staub eit 
nicht nur bent Hauswesen vor, sonbern man horte auch auf ihre 
Stimme im Rate ber Männer; bettn man schrieb ihnen sogar bie 
Gabe ber Weissagung zu. Die Ehe würbe heilig gehalten; bie Frau 
verheiratete sich nach bent Tobe ihres Mannes nicht wieber; selten mochte 
sie betreiben überleben. Ein Römer schreibt: „Mehr als anberswo 
das Gesetz, gilt in Dentschlanb eble Sitte. Dort lacht niemanb über 
das Laster. Ein bentsches Ja gilt mehr als ein römischer Eib. Gast- 
freunbschaft übt kein anberes Volk so freigebig." 
Unter ben tabelnswerten Eigenschaften unserer Vorfahren 
sinb besonbers Trunk unb Würfelspiel zu nennen; bei biefen verlor 
der Mattn oft Haus unb Hof, Weib unb Kinb, ja seine eigene Freiheit. 
Gar oft entstaub bei ben Gelagen Streit, ber häufig zu Mutigen 
Kämpfen führte; bettn nur selten 'begnügte sich ber SMeibigte mit 
einer Buße an Vieh; bie Blutrache war Sitte unb Pflicht. 
c. Erziehung; Bewaffnung. Die erste Erziehung ber Kittber 
besorgte bie Mutter. Das neugeborene Kinb würbe in kaltes Wasser 
getaucht, bas heranwachfenbe burch jebe Leibesübung abgehärtet. Das 
Mäbchen blieb bei ber Mutter; ber Knabe ging mit bent Vater auf 
bte Jagd ober warf sich bei Sturm unb Wetter in ben Strom unb 
rang mit ben Wellen. Der Jüngling sprang nackt zwischen blanken 
ech wertem unb Lanzenspitzen einher; solcher Schwerttanz war bas 
einzige Vergnügen, an betn bas Volk Gefallen fanb; ber Beifall bes 
Volkes lohnte bie Kecksten unb Geschicktesten reichlich. War ber Jüng¬ 
ling zum Mann herangereift, bann machten bie Ebelsten bes Stammes 
in ber Volksversammlung ihn wehrhaft; bies hieß man bie „Schwert- 
leUe . Die Waffen waren bes freien Mannes größte Zierbe: er 
lteß sie nie von sich. Die wichtigste Waffe war ein Speer mit 
Etsenspttze. Die Reiter trugen außer bemselben nur noch ben Schilb, 
der aus Reisig geflochten oder aus Brettern gemacht und häufig so 
groß war, daß er den ganzen Mattn decken konnte. Das Fußvolk 
trug als Augriffswaffe noch das lange, gerade Schwert; Helm und 
ganzer hatten nur wenige; viele trugen als Helm die Schädelhaut 
eines Tieres, an ber sich noch bie Hörner unb Ohren befanben. 
d. Staatseinrichtnng. Die beutscheu Völkerschaften hatten kein 
gemeinsames Überhaupt. Abgesonbert von bent anbern baute sich ieber 
Hausvater sein Haus unb waltete in bemselben als Priester, Richter 
unb Fürst. Huubert Männer bitbeten eine Hunbertschaft (Cent - 
sie kämpften auch im Heere zusammen unb hatten einen Richter, ber
	        
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