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105. Woftn zeigte sich die Verwirklichung des durch die Reformation
geweckten Gedankens der Staatseinheit?
1. In der mehr und mehr auf tretenden Einheit in der Erb¬
folge.
2. In den Versuchen der Schaffung eines einheitlichen
Landrechtes.
3. In deral,lmählichen Abrundung territorialer Wirt¬
schaftsgebiete.
106. Inwiefern bewirkte die Reformation eine Steigerung der Staats¬
tätigkeit?
1. Das Pflichtbewuß tsein und damit die R e g i e r u n g s -
t ä t i g k e i t der Landesherren wuchs:
a) Gesetze und Verordnungen für alle Gebiete des
Volkslebens wurden erlassen,
b) eine erstaunliche Sicherheit des Eigentums und
Lebens war plötzlich geschaffen.
2. Die umfassende Tätigkeit der Landesherren wurde
durch ein noch zum Teil ritterliches, zum Teil aber
schon bürgerlich juristisches Beamtentum
unterstützt:
a) die schriftliche Verwaltung war in den Haupt¬
zügen überall durchgeführt,
b) die Geschäftskreise der einzelnen Behörden waren
genau umgrenzt,
c) die Geldbesoldung wurde hier und dort schon üblich.
107. Inwiefern war die Bedeutung des deutschen Fürstentums während
der Reformation gestiegen?
1. Es hatte seine selbständigen Interessen einer
Weltmacht gegenüber mit Erfolg vertreten.
2. Es hatte in der Kirchenhoheit eine wesentliche Ver¬
stärkung der landesherrlichen Macht erfahren.
3. Es hatte durch die Beschlüsse von Augsburg eine neue F e s t i -
g u n g seiner selbständigen Stellung errungen [96,
97].
4. Es hatte durch die Wahlkapitulationen Ferdi¬
nands I. den Sieg der „fürstlichen Libertät" voll¬
endet.
108. Welche Förderung brachte die Reformation dem Fürstentume?
1. Die Befugnisse 'des Fürstentums erweiterten
sich über die bisherigen Grenzen:
a) in den protestantischen Ländern unterstanden ihm
jetzt Kirchen - und Schulwesen,
b) in den katholischen fiel ihm gegen früher ein weitaus
größerer Einfluß auf beide zu.