Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 2)

— 57 — 
2. Die Volkskraft bot keine genügende Stütze: 
das Ende von Sickingens Zu g und das Ergebnis 
der Bauernaufstände sind Beweise dafür. 
3. Die Kirche, das Fürstentum und das Patrizier- 
tum wären sicher einem reformierenden Herrscher entgegen¬ 
getreten : die politischen und sozialen Schwie¬ 
rigkeiten hätten bald die nationale und kirchliche 
Begeisterung erstickt. 
4. Der Gegensatz der Stände war ein zu großer und tief- 
ge wurzeiter : selbst dem mächtigsten Herrscher 
wäre es kaum geglückt, sie allesamt mit sich fortzu¬ 
reißen. 
180. Welches war der allgemeine Verlauf der Politik Karls V. ? 
1. Der Grundged a n k e seiner Politik war die Herstellung 
der alten weltbeherrschenden Stellung des Kaiser¬ 
tums und die Einheit der gesamten christlichen 
Kultur in einer großen ungeteilten Kirche. 
2. Die Verfolgung dieses Doppelzieles brachte ihn in einen 
unheilvollen Kreislauf: 
a) der Kampf um die universale Machtstellung 
verhinderte ihn an der vollen Anwendung aller 
Kräfte gegen die kirchlichen Neuerungen, 
b) der nie völlig aufgegebene Kampf gegen den deut¬ 
schen Evangelismus benachteiligte ihn bei 
Verfolg seiner Weltherrschaftspläne. 
3. Der Kampf gegen den deutschen Protestantismus 
brachte ihm den Verlust seines Machteinflusses 
auf Deutschland: 
a) er begünstigte dadurch die vollendete Ausbildung der 
T e r r i t o r i a 1 Staaten [101], 
b) er brachte sich um die Möglichkeit der vollen Benutzung 
der reichen militärischen Kräfte Deutschlands im 
Interesse seiner großangelegten Weltpolitik. 
4. Der vorübergehende große Erfolg im Schmalkal- 
d i s c h e n Kriege wich bald einem um so furchtbareren 
Rückschläge: 
a) die deutschen Territorialfürsten trugen den 
endgültigen Sieg über die Zentralgewalt davon 
[96, 97], 
b) die deutschen Fürsten verbanden sich gegen ihn mit 
seinem ärgsten Feinde, dem Könige vonFrank- 
.reich [90]. 
137. Wie verteilte Karl V. nach dem Scheitern seiner Pläne die Herrschaft 
in seinem Reiche an das Haus Habsburg? 
1. Bei der Vermählung seines Sohnes Philipp mit Maria von 
England zerriß er den Zusammenhang des Reiches 
mit Italien :
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.