Full text: Griechische Geschichte

Thätigkeit des Epaminondas in Theben. 
sagte er einst zu einem solchen Freunde, Arznei in ein Haus, wo fein 
Kranker ist. Denke dir, du habest gehört, mir seien von Feinden mit 
Krieg überzogen, und kommest nun eilig über die See hergefahren mit 
Schutz- und Trutzwaffen und findest uns in vollem gutem Frieden: da 
wirst du doch deine Waffen wieder einpacken und mitnehmen? So hast 
du uns Hilfe wider die Armut hergebracht, von der du uns bedrängt 
glaubtest, und findest nun, daß wir sie nicht nur gerne ertragen, sondern 
sogar lieben und nicht missen wollen. So nahm er denn auch von Pelopidas 
ebenso wenig etwas an als von andern. Und Pelopidas that es ihm 
nach und teilte in der Einfachheit der Kleidung und Kost die Armut des 
Freundes, den er nicht bewegen konnte seinen Reichtum mit ihm zu teilen. 
Sonst aber waren sie in manchen Dingen verschieden: Pelopidas feuriger 
und leidenschaftlicher, Epaminondas mehr besonnen und von stiller Art, 
frei von Ehrsucht und ein unbedingter Verehrer der Wahrheit; jener hatte 
seine Freude an der Jagd und an ritterlichen Spielen, dieser an wissen¬ 
schaftlicher Unterhaltung und jeder geistigen Thätigkeit, obwohl er nichts 
versäumte, was als Vorbereitung und Übung für das Waffenhandwerk 
dienen mochte. Und — ein Zeugnis für ihren edeln Sinn — ihre Freund¬ 
schaft blieb bis in den Tob gleich fest und lauter, obwohl sie beide auf 
demselben Wege ein und dasselbe Ziel verfolgten, was sonst die Menschen 
am ehesten durch Eifersucht entzweit. Sie konnten deswegen Freunde 
bleiben, weil sie bei aller Liebe zum Ruhme doch ein noch höheres Gut, 
die Wohlfahrt und die Größe ihrer Vaterstadt, uneigennützig zu gewinnen 
suchten. Als bie Kadmea von Phöbidas besetzt war und in der Stadt 
die Partei des Leontiades herrschte, floh Pelopidas mit den andern demo¬ 
kratisch gesinnten Thebmtern, etwa vierhundert Bürgern, nach Athen. 
Epamiuonbas blieb zurück, unbeachtet von ben Gegnern, weil er, wie sie 
meinten, wegen seiner Armut nichts unternehmen könne unb über seiner 
wissenschaftlichen Thätigkeit bas gemeine Wesen vergesse. Doch auch in 
bieser unscheinbaren Stellung wirkte er mit zu der That, die seine Freunde 
auswärts vorbereiteten, da er in den Gymnasien, wo nun Spartaner und 
Th eb an er in freundschaftlichem Verkehre miteinander sich übten, seine 
jungen Landsleute ermunterte ihre Kraft im Ringen mit den Leuten von 
der Besatzung auf der Burg zu versuchen; und wenn oftmals bei diesem 
Spiele die thebanische Muskelkraft sich überlegen erwies, stellte er ihnen 
vor, wie unrühmlich es für sie sei, das von schwächeren Männern auf¬ 
erlegte Joch ferner zu tragen, unb weckte so den vaterländischen Sinn. 
Pelopidas aber, obgleich einer bor jüngsten unter bett Flüchtlingen zu
	        
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