Full text: Griechische Geschichte

Bestrafung Thebens durch Philipp. 
401 
liche Ausgleichung mit Philipp vereitelt, der nur an Theben habe Rache 
nehmen wollen, als er Elatea besetzte, und gegen Athen nichts im Schilde 
geführt habe: Demosthenes sei der wahre Feind seiner Vaterstadt und 
Thebens gewesen. Gleich im ersten Schrecken über die Niederlage bei 
Chäronea, als ganz Athen voll Jammers und Bestürzung war, gedachten 
die Redner von der Gegenpartei den Demosthenes ihrer Rachsucht zu 
opfern. Das Volk aber blieb jetzt gerade fest in seinem Vertrauen zu 
Demosthenes und übertrug ihm sogar später die feierliche Lobrede auf die 
in der Schlacht Gefallenen. Dagegen verurteilte es den einen der drei 
Feldherrn, Lysikles, uach einer Anklage des Redners Lykurgus wegen seines 
Benehmens in der Schlacht zum Tode. Andererseits überließ sich auch 
der macedonische König nur unmittelbar nach dem Siege einer übermäßigen 
und höhnischen Freude. Er that sich gütlich beim Weine in Gesellschaft 
seiner Freunde und schritt an ihrer Spitze frohlockend einher zwischen den 
Gefangenen und Toten, indem er aus der den Namen des Antragstellers 
enthaltenden Überschrift des athenischen Volksbeschlusses, welcher deu Krieg 
gegen ihn entschieden hatte, einen Vers machte und denselben tanzend sang. 
Von dem gefangenen Redner Demades mit den Worten: „D König, das 
Schicksal hat dir die Rolle des Agamemnon zugeteilt und du spielst die des 
Thersites" daran erinnert, daß eine solche Freudenbezeigung seiner nicht 
würdig sei, faßte er sich und erwies sich sogar dankbar für die freimütige 
Zurechtweisung, indem er den Redner sogleich in Freiheit setzte uud ihm 
eine ehrenvolle Stelle in seiner Nähe anwies. In Theben verfuhr er 
streng gegen die ihm feindliche Partei: er ließ die Vorsteher teils hin¬ 
richten, teils verbannen und ihr Vermögen einziehen, dagegen eine große 
Anzahl Verbannter in die Stadt zurückberufen und legte die Gewalt über 
die Stadt in die Hände von dreihundert Männern, die von den Anders¬ 
gesinnten früher verjagt worden waren; auch ließ er in der Kadmea eine 
Besatzung zurück. Gegen Athen bezeigte er sich der äußeren Form nach 
viel milder uud versöhnlicher. Nicht nur daß er alle Gefangenen ohne 
Lösegeld zurückschickte und die Leichen der Gefallenen ebenfalls herausgab, 
sondern er ließ seinen Sohn Alexander mit dem Feldherrn Antipater da¬ 
hin abgehen, um Friede und Buudesgeuossenschast anzubieten — freilich 
unter Bedingungen, welche die Athener nicht annehmen konnten, ohne da¬ 
mit ihr Unvermögen zum Widerstände anzuerkennen. Sie mußten die 
Inseln abtreten, die sie noch besaßen, und ihre Flotte zu seiner Verfügung 
stellen, Bedingungen, durch welche der Stadt für die Zukuuft alle Bedeu¬ 
tung genommen wurde. Phocion, der jetzt die Leitung der Angelegen- 
Roth, Griechische Geschichte. 3. Auflage. 26
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.