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Alexanders Übergang über den Tigris.
Schwertern und Spießen bewaffnet, mich dieselben, so lange er den Feind
erwartete, mit aller Anstrengung eingeübt. Da nun Alexander in 6rfich=
rnng gebracht hatte, daß der Umweg, den er nach Babylon zu machen
gedachte, ihn in die Nähe des feindlichen Heeres geführt habe, rückte er
sogleich an den Tigris, in der Erwartung, den Übergang über deu reißen;
den und tiefen Strom mit Gewalt erzwingen zu müssen. Und Darius
hatte auch einem seiner Heerführer den Auftrag gegeben, den Übergang zu
hindern. Aber dieser hatte in der Meinung, daß die heftige Strömung
und die Tiefe des Wassers an sich schon verbiete den Fluß zu durchwaten,
den ihm anvertrauten Posten verlassen, so daß die Macedonier keinen
Feind vor sich fanden, als sie am Tigris ankamen. Seilte aus der Ge¬
gend zeigten ihnen die Furt. Aber auch hier war das Wasser so tief,
daß es bis an den Hals reichte; und viele wurden umgeworfen, als sie
sich der Strömung aussetzten. Da gebot der König seinen Seilten in dicht
geschlossenen Gliedern, so daß jeder seinen Nebenmann fest an der Hand
halte, durchzudringen: so kamen sie hinüber und zogen nun flußabwärts
bis in die Nähe des Feindes. Alexander ließ sein Heer vier Tage rasten
und während dieser Zeit seinen Lagerplatz mit Wall und Graben befestigen,
weil er die Absicht hatte den kampfunfähigen Teil seiner Leute und alles
Heergeräte in demselben zurückzulassen, während er mit der streitbaren
Mannschaft in die Schlacht ziehe. Dann brach er noch in der Nacht auf,
hin mit Tagesanbruch die Perser anzugreifen, die, etwa drei Stunden von
seinem Lager entfernt, bei dem Dorfe Gaugamela standen. In der Mitte
zog sich eine Kette von Hügeln hin, welche jedem der beiden Heere den
Anblick des andern verdeckten. Als der König mit seinem Heere ans die¬
sen Anhöhen angekommen war, machte er halt und beriet sich mit den
Obersten und Hauptleuteu, ob man sofort angreifen oder auf dem Platze
sich lagern und deu Tag auf eine genaue Auskundschaftung der ganzen
Gegend und der feindlichen Stellungen verwenden solle. Für das letztere
war der alte und erfahrene Parmenio und Alexander nahm es über sich,
sogleich selbst mit einem kleinen Teile der Mannschaft die Gegend umher
zu erforschen, welche die Walstatt werden sollte. Darauf redete er seine
Heerführer an und erinnerte sie an ihre früheren Thaten die es als un¬
nötig erscheinen ließen sie selbst zur Tapferkeit zu ermuntern; aber ihre
Mannschaften -- bat er — möchten sie ermahnen, alles daranzusetzen in
einem Kampfe, der viel entscheidender sein werde als die Schlachten am
Grauikiis und Pinarus. Darauf ordnete er an, daß man die Abendmahl¬
zeit einnehme und sich zur Ruhe begebe. Darius ließ diese Nacht seine