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160. Der Hirtenhund. 
Mathesius. 
Ein alter Hirtenhund, der seines Herrn Vieh treulich bewachte, 
ging abends heim. Da Llafften n de Stubenhündlein auf der Ga 
an. Er trabt vor sich hin und vieht veln n um. Als er vor die 
Hleischbank Lommt, fragt ihn ein FHleischerhund. „Wie kanust du uur 
das Gebell leiden, und varum uint n e beim Kragen?s3 
— Mein,“ sagte der Hirtenhund, „es zwackt und beibt nel ja Leiner, 
ieh muls meine Zähne für die Wölle baben 
161. Zum Preise Gottes 
Rückert. 
Sieh keinen Tropfen Wasser schluckt das Huhn, 
Ohn einen Blick zum Himmel unf zu thun 
Und oͤhn zuvor anbetend sich zum Staube 
Geneigt zu haben, pickt kein Korn die Taube. 
Was sie bewußtlos thun, thu' du's bewußt, 
Daß du vor ihnen dich nicht schämen mußt! 
162. Die Taube. 
Masius. 
Das Anmutigste unter allem, was Flügel trägt, ist doch die Taube. 
Mit Tauben tändeln Kinder am liebsten, und jedes lautere Gemm hat 1s 
Freude an ihnen. Sie sind arglos, ohne Falsch und ohne Zorn; sie dulben 
alles, selbst den Tod und stoßen nicht einmal einen Schrei des Schmerzes 
aus Welches andere Tier wäre diesem zu vergleichen? Ja, ein lieber, 
schöner Vogel ist die Taube, dem Menschen zugewandt und doch frei, 
immer sauber das Kleid, die Farbe fein, oft leuchtend, jede Bewegung nett, ed 
lebensfroh in Flug und Zug. Die eine trägt ein Häubchen, die andere eine 
Perücke, einen Kragen, ein Band; jene trommelt, diese kichert, wieder eine 
andere schlägt rucksend ihr Rad. 
Wie zierlich trippell dort der kleine befranste Fuß über den weißen 
Sand; wie neugierig schaut ihr rötliches Auge umher! Nun schwingt sie 
sich auf das Dach! Schön und schnell ift der Fug der Taube am schnellsten 
unter allen Vögeln, und dies ist hr einziger Schutz gegen den Falkenn Wonn 
der Raubvogel über dem Hofe schwebt, dem menschlichen Auge kaum sicht⸗ 
bar, dann hat ihn die Taube schon erblickt, und ist ein Verbergen nicht 
mehr möglich, so erhebt sich die ganze Schar und steigt in dichtem Kreife 0 
auf. Rascher und immer rascher dreht sich der Knauel, den Raͤuben zu 
verwirren. Dieser stürzt herab — und verfehlt seine Beute; denn Blick 
und Stoß sind unsicher geworden; er versucht es noch ein⸗ zweimal, aber 
vergehlich; es bleibt ihm nichts, als beshamt von dannen zu ziehen. Frei— 
lich ist der Ausgang zuwellen auch ein anderer. 85 
Die Taube pflegt ihre Jungen mit emsiger Liebe, jedes Korn weicht 
sie ihnen im Kropfe auf, Und verläßt das schüchterne Vögelchen den Schlag 
B. Mittelstufe. 7