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Angesehene Municipalen traten sofort als Centurionen
ein und rückten dann wohl mit zwei Freigelassenen ins Feld;
wie denn das Museum zu Bonn den Grabstein des Marcus
Cälius aus Bononia besitzt, worauf derselbe mit seinen beiden
Bedienten dargestellt ist: sie sind miteinander in der Varusschlacht
ums Leben gekommen. — Bezeichnend für diese Verhältnisse ist
auch eine Anekdote, die der griechische Grammatiker Dositheus
vom Kaiser Hadrian mitteilt. „Herr", sagte jemand zu ihm, „meine
Söhne sind zum Kriegsdienst ansgehoben." „Desto besser", er¬
widerte der Kaiser. „Aber sie haben keine Übung", fuhr der
Vater fort, „ich fürchte, daß sie Fehler begehen und mich un¬
glücklich machen." Hadrian entgegnete: „Sei unbesorgt, es ist
ja Frieden." Darauf sagte der Vater: „So erlaube doch, o Kaiser,
daß ich als ihr Diener im Heer diene und ihnen aufwarte." Aber
der Kaiser erwiderte: „Das sollen die Götter verhüten, daß ich
dich zum Knechte deiner Söhne mache. Ich schenke dir den Stab
eines Centurio: sei du der Hauptmann, unter welchem deine
Söhne dienen!"
Diese Kapitäne spielten, wenn sie den Dienst quittiert hatten,
in den Mnnicipien eine hervorragende Rolle, sowohl als Ge¬
meinderäte wie als Bürgermeister. Mancher hatte es bis zum
Stabsossizier gebracht, womit die Ritterwürde verknüpft war,
und der „Herr Obrist" wußte zu Hause sich geltend zu machen.
Auf den öffentlichen Denkmälern ist er in seiner Uniform und
mit sämtlichen Titeln und Orden verewigt. Nichts berührte
emporgekommene Freigelassene schmerzlicher, als wenn sie trotz alles
Reichtums nicht auch in dieser Hinsicht den übrigen Municipalen
es gleichthun konnten; zu den Legionstruppen und gar zum
Offiziersstand hatte nur der freigeborene römische Bürger Zutritt.
Darin äußerte sich das aristokratische Prinzip in der socialen
Gliederung der Bevölkerung. —
Der Dienst war streng; die Prügelstrafe in Anwendung.
Das Zeichen der Centurionen, die halb Hauptleute, halb Feld¬
webel waren, bestand in einem Rebenstock, womit die Strafen