Metadata: Die Landschaften Europas (Bd. 2)

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Das Russische und Rumänische Tiefland. 
sollte, ist ein solches nicht vorhanden. Querlaufende Kämme glie¬ 
dern den Raum in kurze Becken, die sich nach N hin, durch Öff¬ 
nungen in jener Nebenkette, entwässern. Die Armut anLängs- 
thälern ist einer der Haupt unter schiede des Kaukasus 
von den an diesen so reichen Alpen. 
Ausgebildeter als die Längsthäler und stärker an der Zer¬ 
gliederung der gewaltigen Erhebungsma^se des Kaukasus beteiligt 
sind die zahlreichen Querthäler. In der Regel treffen sie 
die Kammlinie des Hauptzuges, vor dem sie in jähem Abstürze 
schluchtenförmig zur Tiefe sinken, unter rechtem Winkel. Überall 
führen sie den Reisenden bis unmittelbar an das Eisherz des Hoch¬ 
gebirges, und wenn er auf mühereichem Wege einen der meist 
engen Sättel der Hochgebirgskette erkletterte, würde ihn der Ab¬ 
stieg auf der andern Seite sofort wieder hinab in die tiefe Schlucht 
eines ähnlich gestalteten Querthaies führen. 
Im S wird der Kaukasus von einer breiten Thalebene 
begleitet, die zwischen ihm und dem Nordrand des armenischen 
Hochlandes, der auch als Kleiner Kaukasus im Gegensatz zum 
Grossen bezeichnet wird, wie ein tiefer Graben eingesenkt ist. 
Durch einen quer, fast von N nach S laufenden Gebirgszug wird diese 
Thalebene in zwei ungleiche Thalbecken geschieden, in ein 
kleineres westliches, das sich durch den R i o n zum Schwarzen Meere 
hin entwässert, und in ein grösseres östliches, in dem sich die zum 
Kaspischen Meere fliessende Kurá zu einem viel längern Laufe 
entwickelt. Diese beiden Flüsse nehmen den Wasserabfluss vom 
Südabhange des Kaukasus auf. Die Bäche des Nordabhanges 
sammeln sich in den beiden Flüssen Kubán und Terek (spr. 
tjérek), von denen der erstere ins Schwarze, der letztere ins 
Kaspische Meer mündet. 
b. Das Kulturbild. 
Mehr noch als in seiner landschaftlichen Erscheinung weicht 
der Kaukasus in seinem Kulturbild von den Alpen ab. Trotz 
der mehr südlichen Lage steht das gewaltige Hochgebirge dem 
Eingang menschlicher Kultur feindlicher gegenüber. 
Dies ist nicht an erster Stelle seiner bedeutendem Höhenentfaltung, 
sondern seiner ärmern Gliederung zuzuschreiben. Es fehlen 
die grossen, tief herabgehenden Längsthäler, die wir in den 
Alpen als die Hauptsitze menschlicher Ansiedelung kennen lernten, 
und die geringe Zahl von Übergängen über den Hauptkamm 
erschwerte den Verkehr und Güteraustausch der einzelnen Völker¬ 
schaften. Diese blieben auf einer geringen Stufe der Kultur stehen, 
und ihr wirtschaftliches Leben bewegt sich noch in meist 
sehr einfachen Formen. Aber die Gründe, die den Kultur¬ 
fortschritt hemmten, retteten auch die Eigenart des Kult Ur¬ 
bild es fast einer jeden kaukasischen Landschaft, so dass wir
	        
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