Full text: Helden und Heldenhaftes aus den Freiheitskriegen

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Lindenthal; ich glaube, es ist besetzt; eine Lrkundungsabteilung 
soll sogleich abgehen." — „Ist schon geschehen, Exzellenz," entgegnete 
General hünerbein. „So muß es genommen werden!" sagte kalt 
York. „(Eine schwere Hrbeit, gewiß," fügte er hinzu. Jetzt ward 
Krosigk herangeholt. „Major von Krosigk. Sie haben bei Warten¬ 
burg in der Reserve bleiben müssen. Darüber haben Sie gebrummt 
und geschimpft. 3st’s nicht so?" „3u Befehl, Exzellenz!" „Ha, dann 
will ich mir heute nicht wieder Ihre Ungnade zuziehen," fuhr York 
mit spöttisch lächelnder Miene fort. „Dieses Dorf dort drüben ist vom 
Feinde besetzt. Ich werde es sogleich von Artillerie beschießen lassen. 
Dann nehmen Sie es mit Sturm! Verstanden?" „Sehr wohl, Exzel¬ 
lenz !" entgegnete Krosigk befriedigt, salutierte und jagte davon. 
„Stillgestanden! Das Gewehr über!" kommandierte er. „wackere 
Kriegsleute. Die Stunde ist da; auf zum Streite! Ihr alle kämpft 
für eine Sache, für die Freiheit Europas. Hlle für einen, jeder für 
alle! mit diesem Feldgeschrei eröffnen wir den heiligen Kampf. Das 
Dorf Lindenthal nehmen wir im Sturm. Bataillon, marsch!" 
Langsam rückte es dem Dorfe zu, das eben mit eisernem Hagel 
überschüttet wurde, um es sturmreif zu machen. Inzwischen hielt es 
außer der Schußweite, plötzlich verstummten die preußischen Kanonen. 
„Marsch, marsch!" rief Krosigk und riß den Säbel aus der Scheide. 
Unaufhaltsam ging es vorwärts, über Felder, durch einen Teich, 
über Hecken, Gräben, endlich über die niedrige Dorfmauer. 
Die Franzosen wichen zurück. Ihr widerstand schien gebrochen 
zu sein. Sie flohen in eiligster Flucht zum Dorf hinaus. Krosigk 
suchte eben seine Truppe zu sammeln, als ihm befohlen ward, sich 
im Dorfe festzusetzen, aber ohne Befehl nicht vorzurücken, „vorwärts, 
Füsiliere! Zum Kirchhof dort. Da wollen wir uns festsetzen!" Kaum 
waren sie dort angekommen, warfen sie sich nieder. 
Da sausten auch schon die französischen Granaten durch die Luft, 
zum Glück meist zu hoch. (Eine Kugel fegte dem Major den Sattel- 
knöpf weg. Die mutige Schar hielt wacker stand. Rings brüllte die 
Schlacht. Möckern ward inzwischen viermal von den tapferen Preußen 
erstürmt und viermal mit Übermacht zurückerobert. 
Krosigk glühte und bebte vor Kampfeslust. Ungeduldig schaute 
er nach einem Befehle aus. plötzlich jagen Offiziere heran und 
schreien: „stlles mit Sturm! Hlles mit Sturm!" „Marsch, marsch!" 
schreit Krosigk mit blitzenden Rügen. Rasend geht es aus die fran¬ 
zösische Batterie los. Keine Kugel trifft ihn. wie der Blitz ist er 
mitten unter die Kanoniere gefahren und haut nun mit seinem Säbel
	        
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