Full text: Antike und germanische Sagen, Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Bd. 1)

§ 27. Die Eroberung der Halbinsel. 
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sehen besaß im Südosten das rauhe Gebirgsvolk der Samniten, die 
ihrer starken Volksvermehrung wegen auf stete Vergrößerung des Ge¬ 
biets bedacht waren und allmählich Kampanien, Lukanien und 
Bruttium besetzt hatten. Damit war eine schwere Zeit über die itali¬ 
schen Griechen st ädte gekommen. Die meisten unterlagen dem An¬ 
sturm der kraftvollen Gebirgsbewohner; Kroton, Thurii, Rhe- 
gium behaupteten sich nur mit Not, Tarent und Neapel leichter. 
Da die Römer wie die Sabeller nicht allein um der politischen Herr¬ 
schaft, sondern auch um der Landgewinnung willen um sich griffen, 
mußten sich ihre Wege früher oder später kreuzen. In dem unvermeid¬ 
lichen Entscheidungskampfe war Samnium insofern im Nachteil, als 
es in mehrere unabhängige, nur im Kriege zusammenhaltende Bauern- 
und Hirtenstämme zerfiel, also keine feste Leitunq wie auch keine eiqent- 
liche Hauptstadt besaß. 
3. Die Samnitenkriege. Eine Zeitlang bestand zwischen Römern Auflösung des 
und Samniten Einvernehmen. Sie schlossen ein Bündnis mit ein- 
ander und teilten sich in das gemeinsam unterworfene Grenzgebiet. 
Unter dem Schutze dieser Freundschaft beendigten die Römer nicht nur 
die Unterwerfung der Volsker, sondern brachen auch die Selbständig¬ 
keit der Latiner, die vom Bunde mit Rom abgefallen waren, weil 
sie sich bei der Verteilung des gemeinsam eroberten Gebietes zurück¬ 
gesetzt fühlten. 
Die neue Stellung der Latiner. Der Bund der latinischen Städte unter¬ 
einander wurde aufgelöst, Ehe und Handel (conubium und commercium) zwischen 
den Gemeinden verboten, und nach dem vom Senat stets geübten Grundsätze „divide 
et impera“ trat jede für sich in ein bestimmtes Verhältnis zu Rom, das für die 
meisten einer völligen Unterwerfung gleichkam. Nur Tibur (Tivoli) und Präneste 
(Palestrina) blieben selbständig. Die Latiner wurden auf privatrechtlichem Ge¬ 
biet römische Bürger, sie waren zu Kriegsdienst und Kriegssteuer verpflichtet, hatten 
aber kein passives Wahlrecht (ius latinum s. S. 141). Die alte sakrale Gemeinschaft 
zwischen Rom und den Latinern, die sich in der Verehrung des Iupiter Latiaris ver¬ 
körperte (s. S. 121), blieb bestehen. 
Eine wichtige Folge dieser Siege war es, daß die mächtigsten Der erste ©am. 
Städte Kampaniens, wie Kapua, Kumä und Acerrä, zu Rom in mtentne0' 
eilt Bundesverhältnis traten, was einer friedlichen Erwerbung Kam¬ 
paniens gleichkam. Das aber war eine schwere Beunruhigung, ja eine 
Herausforderung für die Samniten, und als auch die reichste Han¬ 
delsstadt des Landes, Neapolis, dem Beispiele der anderen kampa- 
nischen Städte folgte, griffen sie zu den Waffen. In der damit beginnen¬ 
den langen Kriegszeit war das Glück nicht immer auf seiten der Römer. 
Im Jahre 321 wurde ein römisches Heer in den kaudinif chen Päf- Die Römer unter 
sen, die von Benevent nach Kapua führen, vom famnitischen Feldhaupt- Een 
mann Gavius Pontius zur Übergabe gezwungen und unter das "" m.° e 
Joch geschickt. Darauf gewann Rom, jetzt mit den Apuleru und den 
Lukauern verbündet, die Oberhand, wurde aber durch einen etrus-
	        
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