Full text: Geschichte des Altertums (Bd. 3)

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IV. Die Kultur der westlichen Mittelmeerländer. 
Agrarpartei. 
Tiberius 
Sempronius 
Gracchus. 
132. 
Nobilitat. 
Popularen 
und Ritter. 
Gajus 
Gracchus. 
Gesellschaft dieses Geld an den römischen Staat. Dafür durften diese Kauf¬ 
leute diese Summe von den betreffenden Steuerzahlern eintreiben. Das 
taten sie aber in der Weise, daß sie die arme Bevölkerung bis aufs Blut 
auspreßten. So wuchs die Habgier der römischen Kaufleute. Und diese 
grausame Habgier war es, die Karthago und Korinth zerstören ließ. 
Der römische Bauer war durch den 2. Panischen Krieg verarmt. Um 
ihm zu helfen, machte man ihn steuerfrei. Trotzdem konnte er nicht wieder 
hochkommen. Es lohnte sich immer weniger, Getreide zu bauen, weil fremdes 
Getreide aus den Provinzen nach Rom kam, so daß dasselbe spottbillig 
wurde. Dazu kam, daß die Landarbeiter in die Städte zogen, um lieber in 
den Fabriken zu arbeiten und an der Herrlichkeit des Stadtlebens teil zu 
haben. Der einfache Sinn schwand. Der Römer wurde genußsüchtig. Da 
die Kriegsgefangenen in der Regel Sklaven wurden, so wimmelte Italien 
bald von diesen, die nun auf den Latifundien beschäftigt wurden. Jedoch 
auf der Tüchtigkeit der römischen Bauern beruhte bisher die Kraft des 
römischen Heeres. Je weniger Bauern es gab, um so schlechter wurde das 
Heer. Immer hatte es eine Partei gegeben, die für die Bauern und die 
alte Wirtschaftsweise eintrat. Das war die Bauern- oder Agrarpartei (Agrar 
von ag6r — der Acker). Nun gab es ein altes Gesetz in Rom, nach 
welchem niemand einen größeren Besitz als von 500 Morgen haben sollte. 
An dieses Gesetz knüpfte die Bauernpartei an und suchte die großen Lati¬ 
fundien wieder zu zerkleinern. 
Besondere Macht bekam die Partei aber erst, als an ihre Spitze der 
Volkstribun Tiberius Sempronins Gracchus trat. Der war ein vornehmer 
junger Römer, dessen Mutter eine Tochter des berühmten Scipio, des Siegers 
von Zama war. Sie hieß Cornelia und war noch eine Römerin von der 
alten edlen Art, die ihren größten Reichtum in ihren wohlerzogenen 
Söhnen sah. ' 
Dieser Tiberius Gracchus forderte die Wiederherstellung des alten 
Ackergesetzes, wodurch freilich die reichen Geldleute mit ihren Latifundien 
schwer getroffen worden wären. Immer wieder wählte ihn seine Partei 
zum Volkstribunen. Aber sein Amtsgenosse, der andere Volkstribun, verbot 
durch seinen Einspruch jedes Mal die Beratung dieses Gesetzvorschlages. 
Da ließ sich Tiberius endlich zu einem Gewaltstreich hinreißen, indem er 
seinen Kollegen absetzen ließ, wozu er kein Recht hatte. Nun wurde das 
Gesetz zwar angenommen, aber bei der nächsten Wahl zum Volkstribunen 
stifteten die Gegner einen Aufruhr an, bei dem Tiberius getötet wurde. 
Es waren neue Parteinamen aufgekommen. Die reiche Beamtenpartei 
hieß die Partei der Vornehmen oder Nobilität (nobilis heißt vornehm, nobel). 
Die Bauernpartei nannte sich Volkspartei (Populären von popuIu8 spsuplch 
— Volk). Daneben gab es die Partei der reichen Kaufleute, die sich Ritter 
nannte. Während nun die Durchführung der Gesetze des Tiberius Gracchus 
großen Streit in ganz Italien hervorrief, trat der jüngere Gajns Gracchus
	        
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