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IV. Die Kultur der westlichen Mittelmeerländer.
Einrichtung
des Söldner¬
heeres.
Bnndes-
gcnossenkrieg.
Sulla und
Marius.
Und nun tat Marius etwas sehr Wichtiges. Er änderte das römische
Heer von Grund aus um. Weil die römischen Bürger nicht mehr aus¬
reichten oder zum Teil auch nichts mehr taugten, schaffte er das Bnrgerheer
ab und richtete an dessen Stelle das Söldnerheer ein, das ans Berufs¬
soldaten bestand. Ans diese Weise wurde das römische Heer noch einmal
recht tüchtig, und so erklärt es sich, daß die Römer sich wieder große
Völker unterwerfen können, obwohl
das römische Volk immer schlechter
und schwächer wird.
§ r. Die innere Lage.
Im Innern Roms nahm der
wütende Parteigegensatz zn. Bei
jeder Beamtenwahl beinahe kam
Mord und Totschlag vor. Siegte
eine Partei, so verfolgte sie die
andere mit Prozessen, die manchem
Bürger das Leben oder Vermögen
kosteten.
Unter diesen Umständen erhoben
jetzt die italischen Stämme, die
Bundesgenossen Roms, die Forde¬
rung, das römische Bürgerrecht zu
erhalten. Sie erhielten es erst nach
einem schrecklichen Krieg, der dem
Wohlstand Italiens weitere tiefe
Wunden schlug.
§ z. Der Hngriff des
ffiitbridates.
Zn dieser inneren Not kam
noch eine äußere, als der König
Mithridates von Pontus die
römische Provinz Asien, die reichste aller Provinzen (sie hatten sie von einem
kleinasiatischen Fürsten geschenkt bekommen) besetzte und ein großes Blutbad
unter den dortigen Römern anstiftete. Da verarmten unzählige wohlhabende
Leute völlig.
Um das Unglück aber voll zu machen, griffen die Führer der beiden
feindlichen Parteien, Marins der Demokrat und Sulla, der Führer der
Nobilität, gegeneinander zu den Waffen. Sulla war als Oberfeldherr gegen
Mithridates gewühlt, als er plötzlich auf Veranlassung des neidischen
Marins abgesetzt wurde. Marius wollte selbst nach dem Osten ziehen.
Aber Sulla ließ sich das nicht gefallen, sondern erstürmte mit dem
Angeblicher Julius Cäsar.
Basaltbüste im Berliner Museum.