Reliefstil.
6 Kapitel II. Die Neubelebung des europäischen Geistes im 16. Jahrhundert.
1. Baukunst.
Die neue Zeit richtete ihr Wahrzeichen auf in dem Dom von Florenz,
wo der große Baumeister Brunellesko auf den noch gotischen Unterbau
die Kuppel setzte. Vorbilder wurden die Bauten des alten Roms, zu denen
sich die Künstler des 15. unb 16. Jahrhunderts hingezogen fühlten.
So würbe ber Säulenbau besoubers gepflegt und die Form des Pilasters er¬
funden. (Pilaster — Säulen, die nicht freistehen, sondern halb eingebaut sind.)
Besonders kraftvoll sind die stolzen burgartigen Paläste der großen
Herren in den Städten. Die Außenseiten sind rauh und trotzig, ähnlich wie
bei den Burgen (z. B. der Palast der Familie Medici). Solche rauhen
Außenflächen heißen Rustikalfafsaden (von rusticus — Landmann). Aus
den Burgzinnen entstanden die prächtigen Kranzgesimse. Während der Back¬
stein bisher genau wie der Felsstein behandelt worden war, entdeckte man,
daß auch er selbständige Schönheit aufweist, wenn er, seiner Natur ent¬
sprechend behandelt wird.
2. Skulptur.
Dem Ruhmsinn, dem Stolz der italienischen Adelsfamilien entsprang
das Verlangen nach prächtigen Grabdenkmälern. Man sagte, man sei mehr
um das Grab als um die Wohnung bemüht gewesen.
Besonders beliebt wurden die auf Konsolen ruhenden Sarkophage. Herr¬
liche Altäre entstanden. Die öffentlichen Brunnen wurden mit Luxus aus¬
gestattet. Heiligenstatuen wurden an Brunnen ausgestellt.
3. Plastik.
Während die Antike nur die eine Ebene pflegte, wurde jetzt der Relief¬
stil naturwahr. Die Menschenstatuen waren lebenswahr in Haltung unb
Ausbruck. Einer ber Bahnbrecher ist Donatello aus Florenz (besten
Statute bes heiligen Georg in Florenz uub bie Reiterstatue bes Guatamelata
in Pabua). Lebenswahr sind z. B. auch die berühmten Wickelkinder von
Andreadella Robbia in Florenz. Donatellos Nachfolger in Florenz ist
Verrocchio, der die schönste Reiterstatue schuf, die des Colleoui in Venedig.
Der größte dieser Künstler aber ist Michelangelo Buonarotti. Er baute
an der Peterskirche in Rom. Von ihm die Statue des Moses.
4. Malerei.
Auch die Malerei wirb naturwahr, lebensvoll. Vorbote ber Renaissance
ist Giotto bi Bonbone in Florenz, ber noch im 14. Jahrhunbert lebte.
Aber ber erste Renaissancemaler ist Masaccio aus Florenz. Neue Farben
werben entbecft. Die Künstler stellen Stubien ant menschlichen Körper an
(Anatomie), bie Perspektive wirb wahrer. Wenn Christus gemalt wirb, so
erscheint er nicht mehr übernatürlich groß, fonbern am Ausbruck wirb er
kenntlich unb auch baburch, baß er im Mittelpunkt ber Gruppen steht.