Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (Bd. 2)

— 109 — 
erben. Ihren Inhabern mürben wichtige Hoheitsrechte (Re¬ 
galien) zugesprochen, so das Recht, Bergwerke innerhalb ihrer Gebiete 
anzulegen, Münzen mit ihrem Bildnis zu schlagen, Zölle zu erheben 
und den Juden Schutz zu gemähren. Ferner mürbe ihnen bie aus¬ 
schließliche Gerichtsbarkeit in ihren Ländern zuerkannt. So 
mürbe bie kaiserliche Macht bebeutenb geschmächt, mährenb bie Fürsten 
selbständiger mürben. 
Die Stäbte konnten nach ben Bestimmungen ber Golbenen Bulle 
nur Bünbnisse zum Schutze bes Landfriedens schließen; Pfahlbürger 
bürsten als Vollbürger nicht aufgenommen merben. Ein Recht, die 
Fürstenversammlung (Hoftag) zu beschicken, mürbe ihnen ebenfalls nicht 
eingeräumt. Dem mächtig emporblühenden Bürgertum maren die Be¬ 
stimmungen der Goldenen Bulle ein Hemmschuh. 
Vergrößerung der Hausmacht. Durch Zahlung einer Geldsumme 
brachte Karl 1373 die Mark Brandenburg an sich; ferner mußte 
er fein Besitztum durch die (Ermerbung von Schlesien, ber Nieder» 
lausitz unb anberer Gebietsteile bis an die Tore Nürnbergs zu er¬ 
weitern. Durch reiche Geldgeschenke machte er es möglich, daß schon bei 
feinen Lebzeiten fein Sohn Wenzel, der Erbe Böhmens, zum deut¬ 
schen König gemählt murde. Brandenburg vererbte er feinem Sohne 
Sigismund, und dessen Better Jost erhielt Mähren. 
Deutschland unter Karl IV. 2) Unglücksfälle im Reiche. 
Gleich zu Anfang der Regierung Karls IV. murde das Reich von fchmeren 
Unglücksfällen heimgesucht. Heufchrecfenfchmärme vernichteten 
meilenmeit Felder und Gärten. Im Jahre 1349 regnete es fast un» 
unterbrochen; roeil meder Korn noch Gemüse gedeihen konnten, starben 
viele Leute vor Hunger. Zmeimal entstand ein so heftiges Erdbeben, 
daß Dörfer und Städte in Trümmerhaufen vermandelt mürben unb 
zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Das gräßlichste Unglück aber 
mar bie Pest ober ber fchmarze Tod und in feinem Gefolge das 
„große Sterbe n". Wie ein Würgengel durchzog die entsetzliche 
Seuche Deutschland und feine Nachbarstaaten. In manchen Gegenden 
gab man den Juden die Schuld an dieser fürchterlichen Plage; man 
glaubte allgemein, sie hätten die Brunnen vergiftet, und so kam zu 
dem herrschenden Elend noch eine grausame Verfolgung der 
Juden. 
In dieser Zeit des allgemeinen Unglücks gaben sich viele einem 
schändlichen Sinnengenuß hin, um das vielleicht nur noch kurz bemessene 
Leben auszukosten, andere suchten durch Bußübungen die Gnade des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.