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unb Tirol, durch seine Heirat mit Maria, der Tochter Karls des
Kühnen, erhielt er die Freigrafschaft Burgund und die reichen
Niederlande, durch glückliche Familienverbindungen fielen später
noch Spanien, Neapel, Sizilien, Ungarn und Böhmen
an das Haus Habsburg?) Sein Nachfolger konnte deshalb mit Recht
sagen: „Ich habe ein Reich, in dem die Sonne nicht untergeht." Die
Hausmacht der Habsburger glich einer Weltmacht.
5. Westeuropa am Ende des Miltelalters.
^Frankreich. Als im Jahre 1328 die Capetinger ausstarben,
wurde ein Brudersohn Philipps des Schönen, Philipp von Valois,
auf den französischen Königsthron erhoben. Da auch König Eduard III.
von England als Enkel Philipps Ansprüche auf die französische Krone
machte, brach der „hundertjährige" Erbfolgekrieg aus (1339—1453).
Der „fchwarze Prinz", ein Sohn Eduard III., schlug die Franzosen in
der Schlacht bei Erecy bei Boulogne, in der zum ersten Male Schu߬
waffen mit Pulver benutzt sein sollen. In der Schlacht bei P o i t i e r s
wurde sogar der französische König gefangengenommen; die ganze West¬
hälfte und fast ganz Nordfrankreich fiel nach und nach in die Hände der
Engländer. Unter Karl VII. (1422—1461) kam unerwartet Hilfe durch
ein schlichtes Bauernmädchen aus Domremy in Lothringen, Je an ne
d'Arc (Johanna Dark), die unter dem Namen „Jungfrau
von Orleans" bekannt ist. Sie erweckte in den französischen Krie¬
gern neuen Mut, befreite Orleans und führte den König Karl VII. zur
Krönung nach Reims. Bald darauf fiel sie in die Hände der Engländer
und wurde als Hexe in Rouen verbrannt (1431). Die von ihr er¬
weckte Begeisterung dauerte an; die Franzosen entrissen den Engländern
alle ihre Besitzungen in Frankreich bis auf Calais, das erst 1453 an
Frankreich zurückfiel. Ludwig XI. vernichtete mit Gewalt und Hinterlist
die Macht der großen Vasallen und begründete die königliche
Alleinherrschaft. Karl VIII. gewann durch Heirat das letzte große
Lehen, die Bretagne, für die Krone. Frankreich wurde im Gegensatz
zu Deutschland am Ende des Mittelalters ein einheitliches kräftiges
Reich. Franz I. bewarb sich sogar nach Maximilians Tod um die
deutsche Kaiserkrone.
*) „Andere mögen Krieg führen; du, glückliches Österreich, heirate."
(„Bella gerant alii; tu, felix Austria, nube!“) Maximilians Sohn Philipp
regierte in den Niederlanden und war vermählt mit der spanischen Erbprinzessin
Johanna.