Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (Bd. 2)

— 66 — 
und Veränderungslust, um mit eigenen Augen zu schauen, was ihnen 
Pilger von dem Zauber des märchenhaften Morgenlandes erzählt hatten. 
Auch die Hoffnung auf reiche Beute hat 
manchen nach dem Morgenlande gezogen. 
Der Kreuzzug. Schon im Frühjahr 1096 
brach eine kampfbegierige, buntgemischte 
Menge unter der Führung Peters von 
Amiens und des Ritters Walther 
von Habenichts nach dem gelobten 
Lande auf; ein großer Teil kam auf dem 
Wege durch Ungarn und Bulgarien um, 
andere gelangten bis Kleinasien, wo das 
Schwert der Türken sie dahinraffte. Im 
Sommer 1096 setzte sich das Hauptheer in 
Bewegung; ein Oberanführer fehlte, jedes 
Volk hatte seinen eigenen Führer. Einer 
der hervorragendsten war unter anderen 
Gottfried von Bouillon, der Herzog 
von Niederlothringen. Von den Deutschen 
hatten sich nur die Lothringer angeschlossen; 
der noch nicht beendigte Jnvestiturstreit zwi¬ 
schen Kaiser und Papst verhinderte eine 
stärkere Beteiligung Deutschlands. 
Auf getrennten Wegen zog das gewal¬ 
tige Heer der Kreuzfahrer, das mit den 
Weibern und Kindern 300 000 Personen 
gezählt haben soll, durch Ungarn, Italien 
und Dalmatien nach Konstantinopel. Von 
hier setzte es über den Hellespont unb er¬ 
oberte die Stadt N i c ä a. Das Hauptheer 
nahm dann unter Mühseligkeiten aller Art 
seinen Weg durch die wasserarme Hochebene 
von Kleinasien, eroberte das feste An¬ 
ti o ch i a und schlug, nachdem man die heilige Lanze gefunden zu haben 
glaubte, ein türkisches Heer, das zum Entsätze der Stadt heranrückte, 
in die Flucht. Nach fast drei Jahren gelangte das Heer der Kreuzfahrer, 
nur noch 20 000 Mann stark, vor Jerusalem an. Nachdem die 
Sturmgeräte herbeigeschafft, die notwendigen Vorbereitungen getroffen 
und der Beistand des Himmels angerufen war, wurde die Erstürmung 
Weibliche Figur an der 
goldenen Pforte zu Freiberg.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.