5. Friedrich ber Große.
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Friedrich Wilhelms I. Bedeutung : E r hat die
preußische Staatsverwalt uug eingerichtet und
das preußische Heer geschaffen.
5. Friedrich der Große.
1. Erste Kindheit. Friedrich II., der später der Große genannt
wurde, ist im Jahre 1712 zu Berlin geboren. Seine erste Erzieherin
war eine Französin, die schon seinen Vater in seiner Kindheit gepflegt
hatte. Wegen ihrer Religion hatte sie mit vielen andern aus Frank¬
reich fliehen müssen und war nach Berlin gezogen. Gebildete franzö¬
sische Frauen wurden damals gern als Erzieherinnen in vornehmen
Familien angenommen, und selbst der so kerndeutsche Friedrich
Wilhelm I. mußte diese Mode mitmachen. Der Kronprinz gewann
seine erste Erzieherin sehr lieb und hat ihr bis an ihren Tod treue
Anhänglichkeit bewahrt. Von frühester Jugend an wurde also
Friedrich in französischer Sitte erzogen und lernte die französische
Sprache. — Mit großer Liebe hing er an feiner älteren Schwester,
und beide spielten viel zusammen. Einmal hatte Friedrich eine kleine
Trommel zum Geschenk erhalten, und es gewährte ihm großes Ver¬
gnügen, darauf zu trommeln. Der Schwester wurde das eines Tages
zu viel, und sie bat den Bruder, lieber ihren Puppenwagen mit ziehen
zu helfen oder mit ihren Blumen zu spielen. Aber sehr ernsthaft er¬
widerte der kleine Prinz, fo gern er sonst jeder Bitte der Schwester
nachkam: „Gut Trommeln ist mir nützlicher als Spielen und lieber
als Blumen." Dem Vater gefiel diese soldatische Äußerung so sehr,
daß sein Hofmaler ein Bild von den beiden spielenden Kindern an¬
fertigen mußte. — Auch zur Wohltätigkeit wurde der Kronprinz früh
erzogen. Seine Eltern pflegten alle Jahre nach Hannover zu reisen,
wo seine Mutter her war. Seit seinem dritten Jahre wurde der Kron¬
prinz auch mitgenommen. In Tangermünde ließ der König gewöhnlich
halten. Bei dieser Gelegenheit versammelte sich stets ein großer Teil
der Einwohner um den königlichen Wagen. Die Königin erlaubte dem
Kronprinzen dann, unter die Leute zu gehen. Einst bat er einen Zu¬
schauer, ihn zu einem Bäcker zu führen; hier öffnete er schnell seine
kleine Geldtasche und schüttete seine Barschaft in die Hand des Bäckers
mit der Bitte, ihm dafür Semmeln, Zwieback und Brezeln zu geben.
Er selbst nahm einen Teil davon, das übrige mußte ein Bedienter
tragen. Dann wandte er sich zu den Einwohnern und teilte die Back¬
waren an Kinder und Greise aus. Das wiederholte sich mehrere Jahre,
und Friedrich sagte später öfter, daß er hier in Tangermünde zum
erstenmal das Vergnügen genossen habe, sich von Untertanen geliebt
zu sehen.
2. Friedrich als Knabe und Jüngling. Mit dem Anfange des
siebenten Jahres endete die weibliche Erziehung des Kronprinzen. Nun
wurden Männer seine Lehrer. Der König gab den Lehrern eine aus-