bundel vor sich hertragen, zum Zeichen, daß er Bracht über Leben und Tod habe.
Ja es kam vor, daß freie Germanen mit Ritten gepeitscht oder wohl gar mit
dem Henkerbeile hingerichtet wurden, während die Todesstrafe bei ihnen sonst nur
auf Landesverrat und auf Feigheit im Kriege festgesetzt war. Das alles erfüllte
die Germanen mit Ingrimm.
3. Hermann. Bald kam dem bedrängten Lande der Retter; das war
Hermann, der Sohn eines Cheruskerfürsten. Die Cherusker, d. h. Schwert¬
männer, wohnten zwischen Weser und Aller. Hermann hatte die Römer häufig
auf ihren Kriegszügen begleitet, und es war ihm nicht nur das römische Bürger¬
recht, sondern auch der Rang eines römischen Ritters verliehen worden. Mit
tiefem Schmerze sah er, wie sein Volk unter der Knechtschaft seufzte und sich
nach Freiheit sehnte. Da rief er heimlich mehrere Stammesfürsten zusammen
und verabredete mit ihnen die Befreiung des Vaterlandes. Varns aber glaubte,
Hermann sei im Herzen ein Römer, und lud ihn öfter zu Tische. Zwar warnte
ihn Segest, ein römerfreundlicher Germane, und sagte: „Traue Hermann nicht,
er ist ein Verräter!" Aber Varus achtete nicht darauf; denn er hielt die War¬
nung für rachsüchtige Verleumdung. (Hermann hatte dem Segest die Tochter-
Thusnelda geraubt.)
9 4. Schlacht im Teutoburger Walde. 9 n. Chr. Bald darauf erhielt Varus
die Kunde von dem Aufstande eines Stammes an der Ems. Das war so ge¬
plant worden, um Varus und sein Heer recht tief in die Wälder hineinzulocken.
Arglos brach er aus seinem Lager auf und zog ohne strenge Ordnung und mit
vielem Gepäck durch den dichten Wald an der Weser dahin. Hier aber fielen
die Germanen aus dem Dickicht des Waldes die Römer an, anfangs einzeln,
dann in dichten Haufen. Kämpfend erreichten die Römer einen freien Platz, wo
sie ihr Nachtlager aufschlugen. Am folgenden Tage zogen sie weiter und kamen
(wahrscheinlich bei Detmold) in den Teutoburger Wald. Der Wald war dicht
und voll riesiger Baumstämme. Ein furchtbarer Sturm brauste durch das
Dickicht. Der Regen floß in Strömen herab. Der schlüpfrig gewordene Boden
und die umgestürzten Baumstämme gestatteten den Römern nur unsichere
Schritte. Desto mutiger waren die Germanen. Aus jedem Busche drangen sie
hervor, von jedem Baume schossen sie Pseile ohne Zahl aus die erschrockenen
Römer herab. Erst die Nacht machte dem wütenden Kampfe ein Ende. Aber
nicht lange konnten die ermatteten Römer ruhen; das Kriegsgeheul der Ger¬
manen schreckte sie schon vor Tagesanbruch auf und trieb sie weiter. Endlich er¬
reichten sie ein offenes Feld. Da stehen in dichten Scharen die Germanen zum
Kampfe geordnet. Mit Ungestüm dringen sie in die Reihen der Römer ein, und
vor ihnen sinken die Feinde wie Halme zur Erde. Als Varus sah, daß alles
verloren war, stürzte er sich verzweiflungsvoll in sein eigenes Schwert.
5. Nach der Schlacht. Schrecklich war die Niederlage der Römer. Die
meisten lagen erschlagen am Boden. Die Lebenden gerieten größtenteils in die
Gefangenschaft.
Hier harrte ihrer ein schreckliches Los. Die Anführer wurden den Göttern geopfert.
Den römischen Richtern riß man die Zunge aus und rief dazu: „Nun zische, Natter,
wenn du kannst!" Andere Gefangene wurden zu den niedrigsten Sklavendieusten ge¬
zwungen, und „mancher Römer aus ritterlichem Hause alterte bei einem germanischen
Bauer als Hausknecht oder Herdenhüter".