Full text: Geschichte für sächsische Schulen

2. Der Heerbann. In Kriegszeiten ließ Karl den Heerbann aufbieten. Zu 
diesem gehörten einmal alle Lehnsleute des Königs (Grafen, Bischöfe usw.) und 
sodann alle freien Männer, die wenigstens vier Hufen Land als Eigentum be¬ 
saßen. (Eine Hufe = 30 Morgen. Ein Morgen war so viel Land, wie man mit 
einem Gespann in einem Tage bearbeiten konnte.) Auf Befehl des Königs mußten 
sie mit ihrem Gefolge erscheinen. In einem Schreiben Karls an einen Abt heißt es: 
„Wir gebieten dir, dich am 17. Juni in Staßfurt an der Bode als dem festgesetzten 
Sammelorte pünktlich einzufinden. Du sollst aber mit deinen Leuten so vorbereitet dahin¬ 
kommen, daß du von da schlagfertig ziehen kannst, nämlich mit Waffen und Gerät und 
anderen Kriegserfordernissen an Lebensmitteln und Kleidern, daß jeder Reiter Schild und 
Lanze, ein zweihändiges und ein kurzes Schwert, Bogen und Köcher mit Pfeilen habe. 
Dann, daß ihr habet auf euren Wagen: Hacken, Keile, Mauerbohrer, Äxte, Grabscheite, 
eiserne Schaufeln und was sonst im Kriege nötig ist. Die Wagenvorräte müssen vom 
Sammelplatze an aus drei Monate reichen, Waffen und Kleider auf ein halbes Jahr. 
Insbesondere aber gebieten wir euch, wohl darauf zu achten, daß ihr in guter Ordnung zu 
dem angegebenen Orte ziehet und euch nicht unterstehet, irgend etwas zu nehmen außer 
Futter für das Vieh und Holz und Wasser." 
3. Sachsenkriege. Karls Reich erstreckte sich anfangs über das heutige 
Frankreich, Baden, Württemberg, Bayern und Thüringen. Er hatte sich das 
hohe Ziel gesteckt, alle germanischen Stämme zu einem Reiche zu ver¬ 
einigen und in diesem Reiche die christliche Kirche zur Herrschaft zu 
bringen. Zu feiner Zeit waren es von allen germanischen Völkern nur noch 
die Sachsen, die als Heiden in aller Selbständigkeit fortlebten. Sie wohnten 
zwischen Rhein und Elbe und beunruhigten die benachbarten Franken durch 
häufige Einfälle. Ihren Namen haben die Sachsen von „Sachs", einem kurzen, 
breiten Messer, das sie an einem Gurt um die Hüfte trugen. Woher sie ge¬ 
kommen, weiß man nicht. Erst, nachdem der Name Cherusker verschwunden ist, 
hört man von ihnen. Wahrscheinlich, nahmen um diese Zeit alle germanischen 
Völker, die zwischen Rhein und Elbe wohnten, den Namen „Sachsen" an. Sie 
zerfielen in Westfalen, Ostfalen und Engern. Die Engern wohnten zu 
beiden Seiten der Weser, westlich von ihnen die Westfalen, östlich die Ostfalen. 
Dazu kamen noch die Nordalbinger in Holstein. „Die Sachsen haben nie Könige 
gehabt, sondern sie lebten wie die alten Germanen unter ihren Grafen und 
Edelingen. Nur im Kriege vereinten sie sich unter freigewählten Herzögen." 
Die Grenze zwischen den Sachsen und den Franken zog sich meist in der 
Ebene hin uud war nicht genau festgesetzt. Da wollten denn Raub, Mord und 
Brand auf beiden Seiten kein Ende nehmen. Karl beschloß daher, die Sachsen 
zu unterwerfen und zum Christentum zu zwingen. Von beiden Seiten wurde 
der Krieg mit großer Erbitterung geführt. Die Sachsen stritten für ihren Wodan 
und ihre Freiheit, die Franken für das Kreuz und ihre Weltherrschaft. 
Mit einem wohlausgerüsteten Heere zog Karl 772 ins Sachsenland und ver¬ 
wüstete alles mit Feuer und Schwert. Auch zerstörte er bie Feste Eresburg 
(westlich von Kassel) mit ber Jrmiusäule. Diese Säule war ein riesenhafter 
Baum, ber nach bem Glauben ber Sachsen bas Weltall trug unb baher göttlich 
von ihnen verehrt würbe. Dann brang er bis an bie Weser vor unb machte 
hier Frieben mit bert Sachsen. Unter Anführung Wibukiubs, eines Ebelings 
ber Westfalen, empörten sich bie Sachsen zu wieberholten Malen gegen Karl, 
ber sie mit Gewalt zur Taufe sowie zur (Entrichtung bes „Zehnten" ihres jähr-
	        
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