2. Verlauf der Reformation,
1. Ausbreitung der Reformation, a) Die Lehre Luthers, aus der reinen
Quelle des göttlichen Wortes selbst geschöpft, ergriff wunderbar die Herzen des
Volks, und an vielen Orten, wo Priester und Bolk einig waren, führte man,
ohne viel Aufhebens davon zu machen, die Reformation ein. Die Fürsten ließen
es'entweder stillschweigend geschehen oder gaben wohl selbst die Anregung dazu,
so vor allem im Kurfürstentum Sachsen. Hatte schon Kurfürst Friedrich
der Weise Luther und sein Werk geschützt, so tat das erst recht sein Bruder
und Nachfolger Johann der Beständige (1525—3*2). Auch ließ er durch
Luther und Melanchthön (1528) in seinen Ländern eine Kirchenvisitation vor¬
nehmen, bei der die Re¬
formatoren den evangeli¬
schen Gottesdienst einführ¬
ten. Ferner schloß er mit
dem Landgrafen Philipp
von Hessen und den Her¬
zögen von Braunschweig
und Mecklenburg einen
Bund zum Schutze der
neuen Lehre. Landgraf
Philipp oonHessenwar
schon seit dem Reichstage
zu Worms der Reforma¬
tion geneigt und erklärte
später, er wolle lieber Leib
und Leben, Land und
Leute lassen, als von Got¬
tes Wort weichen. Nach
und nach wurde die neue
Lehre auch in Branden¬
burg uud anderen nord¬
deutschen Ländern einge¬
führt, während in Österreich, Bayern und in dem Herzogtum Sachsen die Anhänger
der neuen Lehre durch Kerker, Pranger und Hinrichtungen verfolgt wurden. Audi in
Dänemark, Norwegen und Schweden fand die Reformation frühzeitig Eingang.
b) Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen 1539.
Im Herzogtum Sachsen regierte seit 1500 Albrechts des Beherzten ^ohn Georg,
genannt der Bärtige. Er war ein vortrefflicher Regent, gerecht und für¬
sorglich, aber ein Feind Luthers und der Reformation. Wohl wüusdjte er auch
eine Kirchenverbesserung, aber sie sollte vom Papste ausgehen und nicht von
einem unbedeutenden Mönche. Streng verbot er in seinem Lande alles, was
der neuen Lehre entsprach, ließ Luthers Bücher verbrennen und ging gegen
Ungehorsame mit harten Strafen vor. Und doch konüte er es nicht hindern,
daß sein Bolk im Herzen lutherisch gesinnt war, ja daß sogar sein Bruder
Heinrich, der in Freiberg residierte, mit seiner Familie offen zur evangelisdjen
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