Full text: Geschichte für sächsische Schulen

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Lehre übertrat. Dazu mußte er den Schmerz erleben, alle seine Söhne sterben 
zu sehen, so daß sein Bruder Heinrich sein Erbe war. Wohl trug er sich mit 
dem Gedanken, sein Land lieber an die katholischen Habsburger zu vererben, 
als seinem evangelischen Bruder zu hinterlassen, aber ehe der Plan zur Aus¬ 
führung kam, starb er 1539. Sein Bruder und Nachfolger Heinrich der 
1539 Fromme (1539—41) führte auch sogleich die Reformation im Herzogtum Sachsen 
ein. Er tat es in der schonendsten Weise und ohne jeden Zwang für die, die katholisch 
bleiben wollten. Doch trat fast das ganze Volk zur neuen Lehre über. 
2. Wirkungen der Reformation. Die Reformation machte ihren Einfluß 
bald auf den mannigfaltigsten Gebieten geltend. Die Klöster wurden auf¬ 
gehoben, und den Priestern gestattete man, sich zu verheiraten. In Kirche 
und Schule, iu Volk und Familie kam neues Leben. Die von Luther verdeutschte 
Bibel bildete von jetzt an die alleinige Richtschnur für die kirchliche 
Lehre. Der Gottesdienst, dessen Mittelpunkt fortan die Predigt bildete, wurde 
in deutscher Sprache gehalten. Die Anrufung und Verehrung der Heiligen 
unterblieb, und beim Abendmahl wurde den Laien auch wieder der Kelch 
gereicht. Die Gemeinde selbst beteiligte sich am Gottesdienste mit dem Gesänge 
geistlicher Lieder, die größtenteils von Luther selbst gedichtet waren, wie 
das allbekannte: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Als Luther einst bei der 
erwähnten Kirchenvisitation die große Unwissenheit des Volkes sowie der Pfarrer 
und Lehrer kennen lernte, da schrieb er für die Geistlichen und Lehrer den 
großen, für die Jugend den kleinen Katechismus, aus dem sie lernen sollten, 
was zu ihrer Seligkeit dienlich sei. Auf sein Drängen wurden an vielen Orten 
Schulen errichtet, in denen Bibel, Gesangbuch und Katechismus auf lange 
Jahre hinaus die einzigen Lernbücher waren. 
Die Sprache, deren sich Luther in diesen seinen Büchern bediente, war die Sprache 
der sächsischen Kanzlei. Sie wurde durch Luther die herrschende in Deutschland und ver¬ 
drängte bald alle anderen Mundarten aus der Schriftsprache. So ist Luther nicht bloß 
der Reformator unserer Kirche, sondern auch der unserer Sprache geworden. 
Luther wandte sich auch in einem Sendschreiben „An die Bürgermeister und Rats¬ 
herrn allerlei Städte in deutschen Landen", daß sie Schulen gründen sollten. Er hatte 
dabei Lateinschulen im Auge. An Volksschulen im heutigen Sinne dachte er nicht. 
4. Der Bauernkrieg. 
1. Der Aufstand. Die Not der Bauern war noch gewachsen. Die Guts¬ 
herrschaft hatte Dienste und Lasten gesteigert und dem Bauer den letzten Rest 
von Freiheit genommen. Schon im 15. Jahrhundert hatten sich die Bauern 
empört und versucht, ihr Joch zu erleichtern. Erfolg hatten sie nicht. Im 
Jahre 1524 kam es zu einem neuen Ausstand, der im Schwarzwald begann und 
sich über Franken und Thüringen fortpflanzte. Ritter, wie Florian Geyer 
und Götz von Berlichingen, schlossen sich den Aufständischen an. Die Bauern 
forderten freie Wahl der Priester, freie Jagd, Fischerei 'und Holzung, Abstellung 
des Wildschadens, Aufhebung der Leibeigenschaft, Erleichterung der Frondienste 
und gerechtes Gericht. Das waren gemäßigte Forderungen. Als aber Schwär¬ 
mer wie Thomas Münzer in Mühlhausen an die Spitze des Aufruhrs traten, 
zogen die bewaffneten Haufen sengend und brennend im Lande umher. Überall, 
wohin sie kamen, vertrieben sie die Fürsten und richteten Gütergemeinschaft ein.
	        
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