1547
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ein Baner zu bem .Kaiser unb zeigte ihm eine Furt burch bie Elbe, um sich ba-
burch an ben Kurfürstlichen, bie ihm zwei Pferbe weggenommen hatten, zu rächen.
Unter bem Schutze bes Frühnebels setzten bie Kaiserlichen an einem Sonntage burch
ben Fluß. Der Bauer führte bas Pserb bes Kaisers am Zügel, unb jeder ber kaiser¬
lichen Reiter nahm einen Fußknecht hinter sich aufs Pf erb. Der Kurfürst war
gerabe in ber Kirche. Hier erfuhr er, baß ber Kaiser gegen ihn im Anzuge sei;
bennoch wartete er, bis ber Gottesbienst zu Enbe war. Dann bestieg er einen
Wagen unb fuhr auf bie Lochauer Heibe hinaus. Gleich beim ersten Ansturm
ergriffen feine Reiter bie Flucht. Der Kurfürst verließ seinen Wagen, bestieg
ein Pferd unb jagte bavon. Balb aber holten ihn ungarische Husaren ein
unb nahmen ihn gefangen, nach-
bem sie ihn burch einen Hieb
ins Gesicht arg verwundet hatten.
Nun schloß ber Kaiser bes
Kurfürsten Hauptstabt, bas feste
Wittenberg, ein. Um es zur
Übergabe zu zwingen, ließ er
ben Kurfürsten zum Tobe ver¬
urteilen, boch wagte er nicht, bas
•Urteil zu vollstrecken. Witten¬
berg öffriete feine Tore. Der
Kaiser zog in bie Stabt ein, .be-
hanbelte sie aber mit Milbe.
Doch mußte ber Kurfürst bie
„Wittenberger Kapitulation" un¬
terzeichnen, worin er für sich,
unb feine Nachkommen für im¬
mer auf bie Kurwürbe ver¬
zichtete. Das Tobesurteil würbe
in ewige Gefangenschaft ber-
wanbelt.
5. Moritz von Sachsen
(1541—1553). a) Des Kaisers
Bunbesgenosse. Bei biesent
Kriegszuge hatte ber junge Her¬
zog Moritz von Sachsen bem Kaiser wesentliche Dienste geleistet. Obwohl Moritz,
ber Sohn Heinrichs bes Frommen und ber Schwiegersohn Philipps von Hessen,
protestantisch war, hatte er sich doch infolge von Zwistigkeiten, bie zwischen
ihm unb seinem ernestinischen Vetter Johann Friebrich ausgebrochen waren,
bem Schmalkaldischen Bunde nicht angeschlossen. Ja, er hatte sich schließlich
sogar durch ben Kaiser, ber ihm Aussichten auf bas Kurfürstentum Sachsen ge¬
macht hatte, zu einem Bünbnis gegen bie Schmalkalbner bewegen lassen. Nun,
nach ber Absetzung Johann Friedrichs, belehnte ihn auch wirklich der Kaiser, ber
zu bem feurigen unb klugen Manne Zuneigung gewonnen hatte, mit bem erlebigten
Kurfürstentum unb ber Kur würde, die damit von ber Ernestini-
fchen auf bie Albertinifche Linie übergingen (Johann Friedrichs des
Moritz von SachssVl.
Nach einem Gemälde von Lukas Granach d. I.