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71. Wodan.
fangen, womit man die heiligen Gerüche nnd Tische bestrich unb die
Teilnehmer am Opfer besprengte. Vielleicht wurde auch aus dem Blut
und den Eingeweiden des Thieres geweissagt und ein Theil des erstem
unter Bier und Meth gemischt und getrunken. Nachdem das Haupt und
andere edlere Theile, wie Zunge, Herz und Leber, dargebracht waren,
wurde das Fleisch in große Kessel geworfen und gekocht, nie gebraten.
War es genießbar, dann vertheilte der Priester es unter das Volk, wel¬
ches besonders an größern Festen dasselbe gemeinschaftlich verzehrte.
Neben diesem großen, blutigen Thieropser gab es in unserm Alter¬
thum noch das schönere, obgleich ärmlichere Frnchtopser. Jenes ist
erhabener, ernster, feierlicher, dieses lieblicher, stiller und heiterer; jenes
findet unter Theilnahme des ganzen Volkes oder Stammes statt, dieses
feiert mehr der einzelne Mensch, die Familie. So läßt der Landmann
nach gehaltener Ernte der Gottheit, welche den Acker gesegnet, eine
Garbe stehen und schmückt sie mit Bändern; er läßt ihr beim Ein¬
sammeln des Obstes einige Aepsel ans dem Baume, damit sie im folgen¬
den Jahre gleiche Fruchtbarkeit verleihe. Die Altäre und Bilder der
Götter schmückte man mit Gewinden von Laub und Blumen; an ihren
heiligen Bäumen hing man Blumenkränze aus und warf Kränze und
Sträuße in die heilige Flut. Diese Opfer erhielten sich leichter als
die Thieropser, weil sie eben unschuldiger waren, und bis aus diesen Tag
begegnen wir ihnen säst überall.
71. Wodan (Wuotan).
Wilh. Wägner.
Unsere Vorzeit. 2. Aufl. Leipzig 1878. Bd. I. S. 80.
Wodan, nordisch Odin, ist der höchste und hehrste Gott der
Germanen.
Sein Name erinnert an das Wort Wuth, wie er denn auch ge¬
wöhnlich Wuotan geschrieben und ausgesprochen wurde. Dieses Wort
hatte aber nicht die gegenwärtige Bedeutung, sondern es kommt vom
altdeutschen „watan", im Präsens „wuot", und bedeutet dnrchdringen,
durchbrausen, allen Widerstand überwältigen, womit unser heutiges
„waten" noch eine entfernte Aehnlichkeit hat.
Wuotan war also der alles durchdringende und überwindende Geist
der Natur. Bei den Langobarden hieß der Gott durch Lautverschiebung
Gwodan, bei den Franken Godau oder Gndan, bei den Sachsen
Mode, bei den Friesen Wo da; die nordischen Völker nannten ihn