Full text: Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus

— 180 — 
sandtschast Einstellung der Feindseligkeiten gegen ihre Schutzbefohlenen, Hannibal 
erkannte dieses Verhältnis nicht an und fuhr fort, Sagnnt zu belagern. Umsonst 
warteten die Saguntiner auf römische Hilfe, sie mußten sich ergeben. Hart 
genug mögen die karthagischen Söldner mit den Besiegten umgegangen sein; 
Mord, Brand und Plünderung wüteten in der unglücklichen Stadt, die Über¬ 
lebenden wurden als Sklaven verkauft.*) 
Bei den libyfchen und spanischen Söldnern, die den größten Teil von 
Hannibals Heer ausmachten, mochte die reiche Beute wohl die Kriegslust ent¬ 
flammen, und gewiß sahen sie es nicht ungern, als ihr Feldherr in Neukarthago 
die Vorbereitungen zum Zuge nach Italien tras. Unterdessen ging eine 
römische Gesandtschaft unter Führung eines Qnintus Fabius Maximus 
nach Karthago und verlangte die Auslieferung Hannibals. Aber der Senat fand- 
nichts Strafwürdiges in der Handlungsweise seines Feldherrn. Da faltete 
Fabius seine Toga und sprach: „Hier habe ich Krieg und Frieden; sagt, was Ihr 
wollt." „Gieb, was Du willst", war die Antwort des Senates. „So sei es 
Krieg", rief Fabius und entfaltete die Toga. 
Im Sommer des Jahres 218 brach Hannibal mit 90000 Mann Fußvolk, 
12 000 Reitern und 37 Elefanten von Neukarthago auf und überschritt 
den Ebro. Unter fortwährenden Kämpfen mit den Eingeborenen, wobei er 
20000 Mann verlor, gelangte er an den Fuß der Pyrenäen. Hier ließ er 
seinen Bruder Hasdrubal mit 10000 Mann zur Deckung Spaniens zurück, 
einige Tausend schickte er heim, weil sie ihm nicht zuverlässig genug zu sein 
schienen, mit den übrigen, einem auserlesenen Heere von etwa 50000 Mann 
zu Fuß, 9000 Reitern und deu Elefanten überschritt er das Gebirge. Ohne 
größere Verluste gelaugte er bis zur Rhone. Hier fand er unverhofften 
Widerstand. Gallische Kriegerhaufen sammelten sich am andern User und wehrten 
ihm den Übergang. Aber er wußte Rat. Während ein Teil des Heeres 
am Flusse hinaufging und an einer unbesetzten Stelle aus Flößen übersetzte, 
ließ er Bäume fällen und zu Kähnen aushöhlen. Als dann Feuersignale ihm 
verkündeten, daß die Seinen im Rücken der Feinde angekommen feien, begann 
er mit den Tapsersten die Überfahrt. Die Gallier, von zwei Seiten ange¬ 
griffen, zogen sich zurück, und ungestört konnte nun die große Masse des Heeres 
nachfolgen. Am schwierigsten war der Transport der Elefanten. Erst als 
man die Flöße mit Erde und Rasen überzogen hatte, ließen sie sich bewegen, 
dieselben zu betreten. Hannibal konnte von Glück sagen, daß das Heer weiter 
kam. Denn schon war ein römisches Heer in Massilia (Marseille) gelandet 
und marschierte am linken Rhoneuser aufwärts. Eine Reiterschar, die voraus¬ 
eilte, um Kundschaft einzuziehen, stieß mit numidischm Truppen zusammen, 
welche in der Gegend umherschwärmten, aber als das Heer an der Überfahrts¬ 
stelle anlangte, stand Hannibal bereits am Fuße der Alpen. 
Es war im Oktober, als das karthagische Heer die engen Thäler des 
gewaltigen Gebirges aufwärts zog. Wer hätte auch nur ahnen können, daß 
ein Heerführer dies wagen würde! Wie war es möglich, daß auf Pfadeu, 
die keines Menschen Fuß ohne Gefahr betrat, ein schwerfälliges Heer mit Gepäck, 
Pferden und Elefanten vorwärts kommen konnte! Einem Hannibal fchien 
*) Nach einer andern, aber nicht verbürgten Erzählung sollen sich die Saguntiner 
mit Weib und Kind und aller Habe selbst den Flammen übergeben haben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.