Object: Methodik des erdkundlichen Unterrichts

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betonen die Anschauung (Heimat), den synthetischen Gang vom Nahen 
zum Fernen. Sie wollen auch schon die Wechselwirkung der erdknnd- 
lichen Elemente (Ritter's Einfluß) und damit die physischen Objekte be- 
achtet wissen, das geht schon aus Pestalozzis Worten von der „Ent- 
Wickelung der gegenseitigen Verhältnisse" hervor. In vielen Schulen, in 
die der Pestalozzi'sche Geist einzog, wurde auch schon der Erdkunde- 
Unterricht immer mehr eingeführt. Die schon genannten Tobler und 
Henning haben Pestalozzis Theorien anch praktisch durchgeführt und 
damit einen geistbildenden erdkundlichen Unterricht, der unbedingt auch 
die Selbsttätigkeit der Schüler fördern mußte, angebahnt. 
Die weitere geschichtliche EntWickelung der Methodik des erdkund- 
lichen Unterrichts — von Ritter und Humboldt bis hin zn den Allge¬ 
meinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872 — ist von uns an ent- 
sprechenden Stellen bereits eingehend beleuchtet worden. 
Zum Schluß soll hier uoch der Ministerial-Erlaß vom 31. Ja- 
nnar 1908 im allgemeinen sowie in seiner Bedentnng für den erdknnd- 
lichen Unterricht im besonderen gewürdigt werden. 
Im allgemeinen sind folgende Gedanken beachtenswert: Die 
Lehr- und Stoffpläne enthalten nicht selten znviel Unterrichtsstoff; da¬ 
durch wird leicht die gründliche Durcharbeitung beeinträchtigt, und es 
wird die Gefahr einer nur oberflächlichen Aufnahme der Lehrstoffe 
herbeigeführt. Dies ist zu verhüten; eher ist der Umfang des Stoffes 
zu beschränken, als daß nur eiue mechanische Aneignung des letzteren 
erreicht wird und die Schüler nicht zur Beherrschung desselben ge- 
fördert werden. Hiernach bedürfen die Lehr- und Stoffpläne einer 
eingehenden Durchsicht. 
Das Unterrichtsverfahren vollzieht sich znviel nur iu Frage und 
Antwort; der Selbsttätigkeit und den selbständigen Leistungen der Kinder 
(dem selbständigen Zusammenfassen, Vortragen, Messen, auch den 
selbständigen Niederschriften u. a.) ist mehr Raum zu gewähreu. Da- 
bei richtet sich das Fragen zn oft nur auf die Ergänzung durch eiu- 
zelrte Wörter oder sogar aus Selbstverständliches; die Fragen sind zu 
leicht und rufen zu wenig das Interesse der Schüler hervor; es ist 
nötig, die Denkarbeit, die Urteilskraft der Kinder mehr in Ansprnch zu 
uehmen. 
Unter Inanspruchnahme der Mittätigkeit der Kinder sind die 
Hanptgesichtspnnkte eines Lehrstoffes hervorznheben, nnd es ist die 
Erfaffnng der Hauptgedanken zn erstreben.
	        
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