— 249 —
allein den Herrscher macht. Er wollte, daß ihm alles entgegengebracht
würde, zunächst ein glänzender Triumph und das Konsulat für das nächste
Jahr. Aber er berechnete nicht, daß er Feinde im Senate hatte, wie Lu-
cullus und den Republikaner Cato. Das Konsulat wurde ihm abgeschlagen,
nur der Triumph wurde ihm bewilligt. Dieser konnte allerdings nicht glän¬
zender sein. Zwei Tage dauerte das großartige Schauspiel, in langem Zuge
wurden die erbeuteten Waffen und Kunstwerke vorgeführt, darunter 33 Perlen¬
kronen und eine Silberstatue des Königs Mithridates, ferner ein Gemälde,
das den Mithridates darstellte, wie er seinen Töchtern den Giftbecher reicht.
Dann folgte die lange Reihe der gefangenen Fürsten und Fürstenkinder, endlich
der Triumphator selbst in einem erbeuteten Gewände Alexanders des Großen auf
einem mit Edelsteinen besetzten Wagen, 20 000 Talente legte der Besieger des
Orientes in den Staatsschatz. Dann trat er, wie nach seinem Feldznge in
Spanien, in den Privatstand zurück. Aber so wie damals war es nicht mehr.
Damals hatte man auf ihn gehofft, ihn bewundert, jetzt empfand man seinen
Rücktritt wie eine Täuschung und spottete seiner.
Pompejus hatte Sullas Glück geerbt, aber er wußte es nicht zu benutzen.
8. Marcns Tullius Cicero.
Während Pompejus in Asien von Sieg zu Sieg eilte, wurde Rom von
einer großen Gefahr heimgesucht. Seit Marius und Sullas Zeiten gab es
daselbst eine Masse verschuldeter, verwilderter Leute aus allen Ständen, die mit
Ungeduld einen blutigen Kampf der Parteien herbeiwünschten, weil sie hofften,
dann durch Mord und Plünderung wieder in den Besitz großer Reichtümer
zu gelangen. Schwelgerei, Luxus und Verschwendung, die Krebsschäden der
Hauptstadt, wo alle Schätze der Erde zusammenströmten, führten dieser Rotte
täglich neue Genossen zu: liederliche Söhne altadeliger Familien, Provinzialen,
die in Rom ihr Heil suchten, Freigelassene, Sklaven. An ihrer Spitze stand
Catilina, ein Mann aus adligem Geschlechte, einer der eifrigsten Mörder im
Dienste Sullas, reich geworden durch die Proscriptionen, aber verarmt durch
eine wüste Lebensweise. Er beabsichtigte, eine Revolution in Scene zu setzen,
wobei die Senatspartei gestürzt werden, die Volkspartei zur Herrschaft gelangen
sollte, dabei hoffte er die Reichen am bequemsten berauben zu können. Für das
Jahr 63 bewarb er sich um das Konsulat, mußte aber dem Redner Marcus
Tullius Cicero weichen, der von der Senatspartei unterstützt wurde. Mit
um so größerem Eifer betrieb er nun die Ausführung seiner verbrecherischen
Pläne.
M. Tullius Cicero gehörte nicht den herrschenden Familien an. Er
war der Sohn eines Ritters in Arpinnm. Möglich, daß das Beispiel seines
Landsmannes Marius den Ehrgeiz in ihm weckte. Er setzte sich kein geringeres
Ziel als das, sich mit den höchsten Würden in Rom bekleidet zu sehen, und nur
als Redner glaubte er dieses Ziel erreichen zu können. Mit allem Eifer warf
er sich auf die Beredsamkeit, er lernte Griechisch, studierte die Feinheiten der
griechischen Redner und ließ die logisch strenge Ausdrucksweise der römischen
Staatsmänner auf sich wirken. Seinem brennenden Wissensdurste kam eine
leichte Auffassungskraft zu Hilfe. Bald war er Meister der Sprache, und nun
trat er als Gerichtsredner, Advocatus, auf. Seinen ersten Prozeß gewann er.