Deutsche Kunst im 16. Jahrhundert. 219 
Sirenen, Satyrn und Faune über die Basen der Säulen und Kandelaber 
ans. Und aus dieser Fülle des natürlichen und phantastischen Lebens er¬ 
heben sich oben in ruhiger Klarheit die hohen Gestalten der Apostel als 
Träger der geistigen Mächte des Christentums. Reicher, gedankenvoller, 
harmonischer hat nie ein Werk deutscher Plastik die Schönheit des Südens 
mit der Innigkeit des Nordens verbunden. 
Peter Bischer starb hochbetagt im Jahre 1529. Von seinen Söhnen, 
die das väterliche Geschäft fortsetzten, erreichte keiner auch nur annähernd 
die Bedeutung des Vaters; von seinen Schülern wird am meisten Pankraz 
Labenwolf gerühmt, dem das bekannte Gänsemännchen, eine Brunnenfigur 
hinter der Frauenkirche zu Nürnberg, zugeschrieben wird. 
So hatte Nürnberg in den drei hauptsächlichsten Zweigen der Bild¬ 
nerei, in der Holzskulptur, der Steinarbeit und dem Erzguß je einen Meister 
ersten Ranges aufzuweisen; gegen Ende des 15. Jahrhunderts sollte hier 
auch der ureigene Genius der deutschen Malerei erscheinen in dem Gold¬ 
schmiedsohne Albrecht Dürer. 
27. Deutsche Kunst im J6. Jahrhundert. 
(Nach: A. v. Eye, Das Verhältnis der Kunst zum Leben im 16. Jahrh. Zeitschr. für 
deutsche Kulturgesch. Jahrg. 1858. @.547 — 561 und 626 — 641.) 
Äuter den interessanten Holzschnitten in Hartmann Schedels Chronik 
vom Ende des 15. Jahrhunderts kommt auch einigemal die Darstellung eines 
Malers vor. Sie sitzen noch in Scheitelkappe und langem faltigen Talare 
vor der Staffelei und erinnern in ihrer ganzen Haltung an die Zeit, da 
die Kunst noch in den Mönchszellen betrieben wurde. Zwar gab es da¬ 
mals schon lange Bildschnitzer und Maler von Handwerk; aber wir sehen 
sie hier in derselben Tracht wie die Gelehrten, die von der der Geistlichkeit 
sich noch kaum getrennt hatte und noch andeutet, woher Wissenschaft und 
Knust ihren Ursprung genommen. Auf Holzschnitten des 16. Jahrhunderts, 
namentlich auf folcheu, die Hans Bnrgkmair zur Ausschmückung verschie¬ 
dener Werke zeichnete, kommen ebenfalls Werkstätten von Künstlern vor. 
Sie sind mit allem Apparat wie unsere heutigen Ateliers ausgestattet; die 
darin arbeitenden Meister erscheinen in ihrem Äußeren ganz wie wohl¬ 
anständige Bürger ihrer Zeit. Die Kunst scheint in andere Hände über¬ 
gegangen; ihre Vertreter haben sich von der Angehörigkeit der Kirche voll¬ 
kommen gelöst und sind in das weltlich-bürgerliche Leben übergetreten. 
Wichtiger ist, daß die Kunst selbst auch den Schauplatz änderte, viel¬ 
mehr erweiterte, auf dem sie ihre Reichtümer bot. Bis dahin waren es 
vorzugsweise die Kirchen gewesen, die man mit bildlichem Schmucke zierte, 
höchstens noch der Platz im Hanse, der für die Privatandacht die Stelle
	        
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