— 133 —
Dieser Fehdebrief rief bei den Achtundvierzigern und
bei dem ganzen Volke eine große Entrüstung hervor. Es
schien ihnen unerhört, daß sie in demselben einfach als
rebellische Unterthanen angesehen wurden, und wenn nicht
einige besonnene Männer es verhindert hätten, so wäre
der Bote in der That von der wütenden Menge erschlagen
worden. So aber gelang es, ihn zu verbergen und mit
Speise und Trank zu versehen; denn er sollte am andern
Tage den verbündeten Fürsten die Antwort der achtund¬
vierzig Regenten überbringen. Diese Antwort, ebenfalls
in plattdeutscher Sprache abgefaßt, weist die Anschuldigung,
daß sie, die Dithmarschen, rebellische Unterthanen seien,
mit aller Entschiedenheit zurück; im übrigen, heißt es in
derselben, wollen sie ihre Sache Gott und dem Herrn
Christus anheimstellen, der auch die Herzen der Könige
und Fürsten in seiner Gewalt hat. Auch weisen sie alle
Verantwortlichkeit für das bevorstehende Blutvergießen
von sich ab. — Als der Bote mit dieser Schrift am
22. Mai bei dem Heere der vereinigten Fürsten eintraf,
befand sich dasselbe bereits auf dithmarfischem Grund
und Boden.
Die Dithmarschen waren nicht unvorbereitet auf
diesen Uebersall. Sie hatten mit argwöhnischen Blicken
die Rüstungen ihrer Gegner verfolgt und ebenfalls bei
Zeiten für die notwendigen Streitkräfte gesorgt. Zwar
war es ihnen nicht möglich, eine auch nur annähernd
gleich große Anzahl von streitbaren Mannschaften aufzu¬
bringen als ihre Feinde, deren Heer 25 000 Mann be¬
tragen haben soll. Sie verschmähten es auch dieses Mal
wieder, fremde Söldner zu dingen; aber ihr Heer, das
lediglich aus Landeskindern bestand, betrug doch immerhin
7000 Mann, auch hatten sie über hundert Kanonen
größeren und kleineren Kalibers. Aber eins war es, was
ihnen jetzt mangelte; das war die Siegeszuversicht, die
sie bei früheren Kämpfen beseelt hatte. Es war auch
nicht die rechte Einigkeit unter den Anführern, die jetzt
doch so not gethan hätte; ja es fehlte nicht an Verrätern,
die den Feinden Kundschafterdienste leisteten und ihren