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mattem Lächeln: „Einen Krug Bier? ach ja, das könnte
nicht schaden. Und sieh. Wiben, gerade habe ich an Dich
gedacht. Du hast die Schuld, daß es mir so geht. Jetzt
bekomme ich einen Prozeß, und der Vogt sagt — der
Vogt sagt -" „Nun, was sagt der Vogt?" erwiderte
Wiben; „bist Du denn gleich zum Vogt gelaufen? Ich
riet Dir dock, zuerst zu Karsten Groth zu gehen." „Da
bin ich auch gewesen," antwortete Lame kleinlaut; „aber
Schlosser Lange brachte das Testament zum Vogt, und
er sagte mir, ich müßte mitgehen; und da hat mit der
Vogt geraten, ich sollte lieber nur den dritten Teil fordern
und dann zufrieden sein, sonst bekäme ich einen Prozeß.
Und den Prozeß kann ich nicht führen, und wenn ich ihn
verliere „Was sind das für krause Reden?" rief
jetzt Wiben aus; „setze Dich her auf die Bank, oder noch
besser, komm mit ins Hans, denn es braucht nicht jeder¬
mann zu hören, was Du erzählst." Mit diesen Worten
stand er auf und schritt seinen Brüdern und Lame voran
ins Haus, wahrend Frau Lina in den Keller stieg, um
den in Aussicht gestellten trug Bier heraufzuholen.
Als sie nun alle in der Wohnstube an dem schweren
Eichentische Platz genommen hatten, hub Wiben an: „öc,
Lame, jetzt erzähle einmal ordentlich nach der Reihe, was ge¬
schehen ist, denn bis jetzt bin ich aus Deinen Reden nicht
klug geworden. Du warst also bei Karsten Groth? was
hat er Dir gesagt?" Und nun hub Lame an und be¬
richtete getreulich, mit vielen Unterbrechungen, so daß
Wiben bisweilen ungeduldig wurde, sein jüngstes Er¬
lebnis. Wiben war aufgesprungen und ging aufgeregt
im Zimmer hin und her; Batthold horte ebenfalls auf¬
merksam zu und blätterte dabei im Gesetzbuch. Als Lame
endlich alles erzählt hatte, rief Wiben: „Also der Herr
Vogt meint, Du könntest den Prozeß nicht führen, weil
Du kein Geld hättest? Da vergißt er, daß Du einen
Vetter hast, der Wiben Peter heißt. Aber sein Rat ist
nicht übet. Wenn sie Dir freiwillig den dritten Teil
des gesamten Nachlasses geben wollen, so sei zufrieden.
Aber ich fürchte, sie thun es nicht. Dann bleibt Dir