Full text: Im Kaiserhause zu Goslar (3)

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Worte, und ehe jemand es hindern konnte, hatte einer 
der Sachsen sein Schwert gezückt und es dem kühnen 
Mönch in die Brust gestoßen. Röchelnd sank er zu 
Boden; die Heiden aber, selbst erschrocken über ihre rasche 
That, verließen das Haus und eilten davon. — 
Das waren trübe und traurige Tage, die nun folgten. 
Jrmentrnt saß am Lager ihres schwerverwundeten Sohnes, 
rauste sich die Haare und zerschlug sich die Brust. Die 
Wunde Bruns war schwer und tödlich; aber noch konnten 
einige Tage vergehen, ehe seine kräftige Natur derselben 
erlag. Irmentrut hatte in ihrem langen Men manchen 
Verwundeten gesehen und manche Wunde verbunden, und 
sie gab sich keinen trügerischen Hoffnungen hin. Brun 
selbst suchte mit matter Stimme die Mutter zu trösten, 
trotz der großen Schmerzen, die er litt; aber sein größter 
Schmerz, größer als der, den ihm die Wunde verursachte, 
war es, daß es ihm nicht vergönnt gewesen war, seine 
Mutter, seine eigene Mutter zu taufen. Als sie so eines 
Tages wieder an seinem Lager saß und sich in Ver¬ 
wünschungen erging gegen die Mörder ihres Sohnes, 
legte Brun ihr die Hand auf den Arm und sagte: 
„Nicht also, Mutter, Du darfst den Feinden nicht fluchen. 
Siehe, der hohe Himmelsherr ruft mich zu sich in fein 
Reich, und da müßte ich den Feinden ja fast dankbar 
sein, daß sie mir die Pforte des Himmels geöffnet haben. 
Nicht fluchen wollen wir ihnen, sondern sie segnen, und 
wenn ich nun eingegangen bin in sein ewiges Reich, so 
will ich Gott bitten vor seinem hohen Thron, daß er 
ihnen die Augen öffne und sie ihren Irrtum erkennen." 
Und leise fügte er hinzu: „Aber auch Dir, liebe Mutter, 
Dir möge er endlich die Augen öffnen." Und während 
er so mit gefalteten Händen auf seinem Lager lag und 
die Lippen sich im leisen Gebet bewegten, da geschah es 
zum ersten Male, daß Frau Jrmentruts Augen sich mit 
milden Thränen füllten. Sie sank an dem Schmerzens¬ 
lager ihres Sohnes nieder auf die Kniee, ergriff feine 
Hand und schluchzte: „Verzeihe mir, Brun, verzeihe 
mir meinen Trotz, denn nichts anderes war es, wenn ich
	        
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