— 21 —
Worte, und ehe jemand es hindern konnte, hatte einer
der Sachsen sein Schwert gezückt und es dem kühnen
Mönch in die Brust gestoßen. Röchelnd sank er zu
Boden; die Heiden aber, selbst erschrocken über ihre rasche
That, verließen das Haus und eilten davon. —
Das waren trübe und traurige Tage, die nun folgten.
Jrmentrnt saß am Lager ihres schwerverwundeten Sohnes,
rauste sich die Haare und zerschlug sich die Brust. Die
Wunde Bruns war schwer und tödlich; aber noch konnten
einige Tage vergehen, ehe seine kräftige Natur derselben
erlag. Irmentrut hatte in ihrem langen Men manchen
Verwundeten gesehen und manche Wunde verbunden, und
sie gab sich keinen trügerischen Hoffnungen hin. Brun
selbst suchte mit matter Stimme die Mutter zu trösten,
trotz der großen Schmerzen, die er litt; aber sein größter
Schmerz, größer als der, den ihm die Wunde verursachte,
war es, daß es ihm nicht vergönnt gewesen war, seine
Mutter, seine eigene Mutter zu taufen. Als sie so eines
Tages wieder an seinem Lager saß und sich in Ver¬
wünschungen erging gegen die Mörder ihres Sohnes,
legte Brun ihr die Hand auf den Arm und sagte:
„Nicht also, Mutter, Du darfst den Feinden nicht fluchen.
Siehe, der hohe Himmelsherr ruft mich zu sich in fein
Reich, und da müßte ich den Feinden ja fast dankbar
sein, daß sie mir die Pforte des Himmels geöffnet haben.
Nicht fluchen wollen wir ihnen, sondern sie segnen, und
wenn ich nun eingegangen bin in sein ewiges Reich, so
will ich Gott bitten vor seinem hohen Thron, daß er
ihnen die Augen öffne und sie ihren Irrtum erkennen."
Und leise fügte er hinzu: „Aber auch Dir, liebe Mutter,
Dir möge er endlich die Augen öffnen." Und während
er so mit gefalteten Händen auf seinem Lager lag und
die Lippen sich im leisen Gebet bewegten, da geschah es
zum ersten Male, daß Frau Jrmentruts Augen sich mit
milden Thränen füllten. Sie sank an dem Schmerzens¬
lager ihres Sohnes nieder auf die Kniee, ergriff feine
Hand und schluchzte: „Verzeihe mir, Brun, verzeihe
mir meinen Trotz, denn nichts anderes war es, wenn ich