II.
Heinrich H., der Heilige.
Mit Kaiser Otto III., der im Jahre 1002 im jugend¬
lichen Alter starb, war der letzte Sproß aus dem Geschlechte
Otto des Großen zu Grabe getragen worden. Fern von
der deutschen Heimat auf der Burg Paterno am Berge
Sorakte angesichts der Stadt Rom raffte den kaiserlichen
Jüngling ein schleichendes Fieber hinweg, als er noch nicht
zweiundzwanzig Jahre alt war. Die Glutsonne und die
Fieberluft Italiens hatten seine Gesundheit frühzeitig unter¬
graben, und mit ihm mußten all die kühnen und weitaus¬
schauenden Pläne aufgegeben werden, die er in jugendlicher
Begeisterung ausgesonnen hatte; keinen derselben sah er in
Erfüllung gehen. Nur ein einziges Glied war noch übrigge¬
blieben aus dem so berühmten Geschlechte der Ludolfiuger;
Heinrich, Herzog von Bayern, der Urenkel König Heinrich I.,
des Städteerbauers, und Enkel jenes Heinrich, der einst
seinem älteren Bruder Otto I. die Krone streitig machte,
später aber der treueste Diener desselben wurde. Auf ihn
richteten sich jetzt die Augen der meisten deutschen Fürsten,
um ihn an Stelle Ottos zum Könige zu krönen, und in
Mainz erhielt er ans den Händen des frommen Erzbischofs
Willigis Salbung und Krönung. Auch diejenigen Fürsten,
die anfangs der Wahl Heinrichs nicht zugestimmt hatten,
erkannten einer nach dem andern die vollendete Thatsache
an, und zu Aachen konnte endlich der neue König, der sich
fortan Heinrich II. nannte, die Huldigung sämtlicher Va¬
sallen des Reiches entgegennehmen.
Das deutsche Reich befand sich damals in einer schwie¬
rigen Lage. Im Osten suchte der Polenherzog Boleslav,
der sich den Beinamen „Chrobrh", d. H. der Ruhmreiche,