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welche mit ihrem jugendlichen Fürsten Boguslav gekommen
waren, um auch an der Königswahl teilzunehmen. Auch
d^e Herzogin Richenza nebst ihrer Tochter Gertrud, und
Bertha, vre Wendenfürstin, waren erschienen, um sich mit
andern Edelfrauen zu vergnügen an dem wechselvollen
Schauspiel, welches sich täglich neu hier ihren Augen
darbot. Wie uns ein Chronist der damaligen Reit mit'
tetlt, 1 ollen mehr als 60000 Männer hier in der Rhein^
ebene zusammengeströmt sein.
Ein feierliches Hochamt, welches Erzbischof Adelbert
von Mainz hielt, eröffnete die Wahl. Herzog Friedrich
von (Schwaben war seiner Erhebung so gewiß, daß er
ohne Widerrede die Reichskleinodien herausgab: glaubte
er doch, daß er sie alsbald nach der Wahl ans den
yanden des Erzbischofs von Köln wieder erhalten würde.
^Loch kam es anders, als er erwartete. Jeder der vier
Hauptstämme wählte zuerst zehn Männer, und diese sollten
wieder drei wählen, welche als die Würdigsten auf die
engere Wahl gestellt werden sollten. Die drei, welche
auf diese Weise bezeichnet wurden, waren Friedrich, Herzog
von Schwaben, Luitpold, Herzog von Oesterreich', und
Lothar, Herzog von Sachsen. Lothar erschrak, als er
hörte, daß auch sein Name mit genannt sei; obgleich er
freisich nicht glaubte, daß die Schlußwahl auf ihn fallen
würde, so bat er doch die Fürsten, einen würdigeren
Mann, als er es sei, aus die engere Wahl zu stellen.
Ihm genügte es, als Herzog von Sachsen über ein freies
33oIf zu regieren, nach höheren Ehren strebte nicht sein
bescheidener Sinn. Aber eben diese Bescheidenheit war
es, welche den Fürsten gefiel; denn Friedrich von Schwaben
hatte, als er erfahren, daß er nicht gleich im ersten Wahl¬
gange, wie er es erwartet hatte, einstimmig gewählt sei,
tn beleidigtem stolze trotzig die Versammlung verlassen
und sich heimwärts begeben, unb durch diese rasche That
hatte er auch diejenigen sich abwenbig gemacht, bie bislang
zu ihm gehalten.
In bem großen Saale ber Kaiserpfalz in Mainz
war es, wo bie Fürsten zusammentraten, um jetzt enb-