Full text: Die Supplingenburger (2)

Gesandte der noch halbwilden Völker, den mächtigen Zaren 
von Deutschland zu beglückwünschen zu seinen Erfolgen. 
Eine solche Machtentfaltung, wie sie jetzt Lothar zeigte, 
hatte Deutschland nicht gesehen seit der ruhmreichen Zeit 
der Ottonen, und wiederum wurde es aller Welt offen¬ 
bar, daß der sächsische Stamm an erster Stelle berufen 
war, die Führerrolle in Deutschland zu übernehmen. 
Als die festlichen Tage von Halberstadt vorüber 
waren, machte sich der Kaiser ans, um in seinem Sachsen¬ 
lande die Stätten, die ihm besonders teuer waren, zu 
besuchen, und den Welfen, der ihn begleitete, dem Volke 
vorzustellen. In Lüneburg verweilte er längere Zeit; er 
besuchte das Michaeliskloster, diese fromme Stiftung des 
unvergeßlichen Hermann Billuua, und ließ feinen Eidam 
am Grabe dieses herrlichen Ahnherrn geloben, in dessen 
Sinn und Geiste dem treuen Sachsenvolke ein milder 
und gerechter Herr zu sein allezeit. Auch Bardowiek, die 
reiche Handelsstadt, besuchte er, und das aufstrebende 
Hamburg, das schon damals ein Sammelpunkt war für 
die Schiffe aller Länder. Bis an den fernen Grenzwall 
in Jütland lenkte er seine Schritte, jedoch nicht als ein 
Kriegsmann, sondern als ein Friedefürst. Dann kehrte 
er zurück nach Braunschweig, wo er das von seiner 
Schwiegermutter Gertrud gegründete Egydienkloster mit 
reichen Geschenken bedachte; auch Steterburg, die Gründung 
der frommen Gräfin Frederunde von Oelsbnrg, erfreute 
sich der Ehre des kaiserlichen Besuches. Am meisten aber 
lag ihm das Kloster am Herzen, welches er einst selbst 
am Fuße des Elmgebirges am Lutterbach gegründet. 
Rasch war dasselbe aufgeblüht und bereits ein lebendiger 
Mittelpunkt geworden für das geistige Leben der ganzen 
Umgegend; denn der Abt Eberhard, welchen nach dem 
Tode des wackern Wilbrand Lothar auf Anraten des 
Erzbischofs Norbert aus dem Johanniskloster in Magde¬ 
burg berufen, verstand es, tüchtige und gelehrte Mönche 
aus ganz Deutschland dort versammeln. Bald nach 
seiner Rückkehr aus Italien legte der Kaiser neben dem 
Kloster den Grundstein zu einer prächtigen Kirche, welche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.