Contents: Von den Kämpfen des Germanicus bis zum Aufstand der Bataver (Teil 3)

Sicheren und unsicheren Loden, Untiefen und Tiefen konnte 
man nicht mehr unterscheiden. Oie Wellen rissen die Leute 
zu Boden; gurgelnde Strudel verschlangen sie. Vieh, Ge¬ 
päck und Leichen schwammen zwischen ihnen herum und 
trieben ihnen entgegen. Die Ordnung der Manipeln löste 
sich. Bald stieg den Leuten das Wasser bis zur Brust, bald 
ragten sie nur noch mit dem Kopfe daraus hervor. Bis¬ 
weilen schwand ihnen der Boden unter den Füßen, und 
sie gerieten aus der Reihe, oder die Wasser schlugen über 
ihnen zusammen. Kern Zuruf oder gegenseitige Ermahnung 
nützte etwas, wenn die wogen heranrollten. Tapferkeit 
und Feigheit, Vorsicht und Unbesonnenheit, Berechnung und 
Zufall, das alles machte hier keinen Unterschied. Ein und 
derselbe Wogenschwall riß alles mit sich fort. 
Endlich gelang es dem vitellius, sich zu einer höher 
gelegenen Stelle durchzuarbeiten,- dorthin führte er auch 
seine Scharen, hier übernachteten sie ohne Lebensrnittel 
und Geräte, ohne Heuer, zu einem großen Teile ohne 
Kleidung oder auch verwundet. Sie waren in einem nicht 
weniger elenden Zustande als ein vom Feinde belagertes 
Heer. Diesem bleibt ja wenigstens noch die Aussicht auf 
einen ehrenvollen Tod, jener aber harrte rühmloser Unter¬ 
gang. 
Der neue Tag brachte ihnen wieder festen Boden, und 
so drangen sie glücklich bis zur Wesermündung *) vor, wohin 
Germaniens mit der Flotte gefahren war. hier wurden 
die beiden Legionen eingeschifft, während schon das Gerücht 
ging, sie seien ertrunken; nicht eher glaubte man an ihre 
Rettung, als bis man den Germaniens mitsamt dem Heere 
glücklich heimgekehrt sah. 
71. Stertinius, der voraufgesandt worden war, um 
die Unterwerfung Segimers, des Bruders des Segeftes, 
entgegenzunehmen, hatte unterdes bereits ihn selbst und 
seinen Sohn (namens Sefithacus) in die Hauptstadt der 
J) wenn die Lesart richtig ist, mutz man an einen Rekognos¬ 
zierungszug denken, den Germaniens nach der Meser unternahm, 
ehe er zum Rhein zurückfuhr, höchstwahrscheinlich ist aber mit den 
Worten: „bis zum Flusse visurgis" der Rhein gemeint, so daß eine 
Verderbnis des Textes vorliegt (vgl. Koepp a. a. (D. 5. 41). 
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