— 21 —
kannst deshalb nicht wissen, was hier in den letzten
Jahren vorgegangen ist. Sehr unruhig aber ist's her¬
gegangen. Die Bischöfe von Osnabrück sind stets streit¬
bare Herren gewesen, und es gefiel thuen meistens besser,
im Felde zu liegen, als in ihrer Domkirche Messe zu
lesen oder in ihrem Herrenteiche*) Hechte und Karpfen
zu angeln. So war auch Ludwig, der vorige Bischof,
ein gar unruhiger Herr, der mit seinen Nachbarn in
steter Fehde lag. Die Grafen von Lippe, von Diepholz,
von Tecklenburg, ja sogar sein geistlicher Kollega, der
hochwürdige Herr Otto von Münster, alle waren seine
Feinde, und er wußte sie sich alle vom Halse zu halten.
Ja es gelang ihm, durch eilten Handstreich den Grasen
Simon von Lippe gefangen zu nehmen und ihn drei
Jahre lang in einem schweren eichenen Käfig im Buks-
turme zu verwahren, und nur durch ein hohes Lösegeld
konnte der Graf sich endlich befreien. Damals schon
standen wir, meine Brüder und ich, als Lehnsleute und
Dienstmannen der Grafen von Tecklenburg, auf Seiten
der Feinde des Bischofs. Als der hochwürdige Herr den
gefangenen Grafen seiner Haft entlassen hatte, blieb es
einige Jahre Friede; dann aber brach die Fehde von
neuem wieder hervor. Im Reiche herrschte Unruhe aller
Art; in Schwaben war unser kaiserlicher Herr Albrecht
von Mörderhand gefallen und ein schreckliches Straf¬
gericht wurde gehalten gegen die Übeltäter. Da glaubten
auch wohl die hochwürdigen Herren von Münster und
Osnabrück, daß es jetzt Zeit sei, ihren alten Streit wegen
einiger Dörfer und Schlösser zum Austrage zu briugeu,
denn beide liebten es, im Trüben zu fischen. — Aber
was ist Dir, Jan Östrik? Du wirst blaß, Du zitterst!
Bewegt denn das, was ich Dir erzähle, dermaßen Dein
Gemüt, daß Du kaum die Zügel Deines Pferdes halten
kannst?"
Wirklich war Jan Östrik, als Ludwig Post der Er-
*) Der „Herrenteich" in Osnabrück (piscina dominorum) lag
etwa in der Gegend des heutigen Nikolaiortes.