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kannst deshalb nicht wissen, was hier in den letzten 
Jahren vorgegangen ist. Sehr unruhig aber ist's her¬ 
gegangen. Die Bischöfe von Osnabrück sind stets streit¬ 
bare Herren gewesen, und es gefiel thuen meistens besser, 
im Felde zu liegen, als in ihrer Domkirche Messe zu 
lesen oder in ihrem Herrenteiche*) Hechte und Karpfen 
zu angeln. So war auch Ludwig, der vorige Bischof, 
ein gar unruhiger Herr, der mit seinen Nachbarn in 
steter Fehde lag. Die Grafen von Lippe, von Diepholz, 
von Tecklenburg, ja sogar sein geistlicher Kollega, der 
hochwürdige Herr Otto von Münster, alle waren seine 
Feinde, und er wußte sie sich alle vom Halse zu halten. 
Ja es gelang ihm, durch eilten Handstreich den Grasen 
Simon von Lippe gefangen zu nehmen und ihn drei 
Jahre lang in einem schweren eichenen Käfig im Buks- 
turme zu verwahren, und nur durch ein hohes Lösegeld 
konnte der Graf sich endlich befreien. Damals schon 
standen wir, meine Brüder und ich, als Lehnsleute und 
Dienstmannen der Grafen von Tecklenburg, auf Seiten 
der Feinde des Bischofs. Als der hochwürdige Herr den 
gefangenen Grafen seiner Haft entlassen hatte, blieb es 
einige Jahre Friede; dann aber brach die Fehde von 
neuem wieder hervor. Im Reiche herrschte Unruhe aller 
Art; in Schwaben war unser kaiserlicher Herr Albrecht 
von Mörderhand gefallen und ein schreckliches Straf¬ 
gericht wurde gehalten gegen die Übeltäter. Da glaubten 
auch wohl die hochwürdigen Herren von Münster und 
Osnabrück, daß es jetzt Zeit sei, ihren alten Streit wegen 
einiger Dörfer und Schlösser zum Austrage zu briugeu, 
denn beide liebten es, im Trüben zu fischen. — Aber 
was ist Dir, Jan Östrik? Du wirst blaß, Du zitterst! 
Bewegt denn das, was ich Dir erzähle, dermaßen Dein 
Gemüt, daß Du kaum die Zügel Deines Pferdes halten 
kannst?" 
Wirklich war Jan Östrik, als Ludwig Post der Er- 
*) Der „Herrenteich" in Osnabrück (piscina dominorum) lag 
etwa in der Gegend des heutigen Nikolaiortes.
	        
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