Full text: Welt- und Staatskunde

96 III. Die Entwicklung der ftulturnationen. 
Inzwischen hatte auch in Böhmen das Schicksal für Preußen 
entschieden. Nachdem die preußischen Truppen bei Hühnerwasser 
und Podol (26. 6.), bei Münchengratz (28.), Eitschin (29.), Soor 
(26.), Nachod (27.), Skalitz (28.) und Schweinschädel (29.) siegreich 
gefochten hatten, fiel am 3. Juli die Entscheidung bei Königgrätz. 
Napoleon begann Friedensverhandlungen zwischen Preußen und 
Österreich einzuleiten; die Kämpfe gingen aber vorläufig weiter. 
Der Sieg bei Königgrätz wurde durch die Ereignisse auf dem west¬ 
lichen Kriegsschauplatz ergänzt. Die preußische Mainarmee schlug die 
süddeutschen Truppen bei Kissingen (10. Juli), an der fränkischen 
Saale und bei Aschaffenburg. Frankfurt wurde besetzt. Nach ferneren 
siegreichen Gefechten drang das preußische Heer bis Würzburg vor, 
während der Eroßherzog von Mecklenburg Nürnberg besetzte. Darauf 
trat Waffenruhe ein. 
Am 26. Juli erfolgte der Vorfriede zu Nikolsburg. Im darauf¬ 
folgenden Frieden zu Prag (28. August) erkannte Österreich die 
Bildung eines norddeutschen Bundes unter Preußens Führung sowie 
die Einverleibung von Hannover, Kurhessen, Nassau, Hessen-Hom- 
burg und Frankfurt in preußisches Gebiet an und gab seine Rechte 
auf Schleswig-Holstein auf. Sachsen blieb mit Rücksicht auf Öster¬ 
reich bestehen. Die süddeutschen Staaten wurden durch geheime 
Schutz- und Trutzbündnisse an Norddeutschland angeschlossen. Im 
Frühjahr des Jahres 1867 trat ein aus allgemeinen, geheimen und 
direkten Wahlen hervorgegangener konstituierender Reichstag in 
Berlin zusammen und nahm den ihm von den verbündeten Re¬ 
gierungen präsentierten Verfassungsentwurf an. 
Auch in Italien mußte Österreich, obwohl seine Truppen das 
italienische Heer bei Custoza und zur See auf der Höhe von Lissa 
geschlagen hatten, nachgeben und im Frieden zu Wien (Oktober 
1866) der Vereinigung Venetiens mit Italien zustimmen. 
Sowohl das Scheitern der Bemühungen Napoleons, im Prager 
Frieden für seine Vermittlungen ein Stückchen linksrheinischen 
Deutschlands zu erhalten, als auch der durch Preußens Einspruch 
mißlungene Versuch, das mit Holland in Personalunion verbundene 
Luxemburg (das ebenso wie das kleine Fürstentum Liechtenstein 
mit Österreich aus dem deutschen Bunde ausgetreten war), an¬ 
zukaufen, und schließlich der gewaltige Machtaufschwung Preußens 
überhaupt, hatte die Eitelkeit der Franzosen aufs tiefste verletzt, 
und seit den Tagen von Königgrätz erscholl in ganz Frankreich 
der Ruf: „Rache für Sadowa!" Die spanische Thronkandidatur 
mußte dann den Vorwand abgeben für Herbeiführung des gesuchten 
Krieges. 
Napoleons Hoffnung, von Österreich und Italien, ja auch von
	        
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