Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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Sachsenherzog Heinrich, zu überbringen, den er, als den Einzigen, 
der dem Reiche Ruhe und Ordnung wieder zu geben im Stande 
sei, den Fürsten zu seinem Nachfolger empfahl. 
§. 53. 
Die sächsischen Kaiser. 
(919—1024.) 
Heinrich I. (919—936), — der den Namen der Vogler oder 
Finkler trägt, weil ihn, der Sage nach, Eberhard von Franken 
bei der Ueberbringung der Reichskleinodien auf der Vogeljagd 
antraf, — erhob durch eine umsichtige Thätigkeit und treffliche 
Einrichtungen das zerfallene Reich zur ersten Macht der Christen¬ 
heit und gab dem deutschen Namen den alten Ruhm der Tapfer¬ 
keit zurück. Nachdem er die Herzoge von Schwaben und Baiern, 
die sich der königlichen Oberherrschaft zu entziehen gestickt hatten, 
zur Unterwerfung gezwungen und Lothringen wieder an das 
deutsche Reich gebracht, schloß er mit den Ungarn, die Deutsch¬ 
land mit neuen Einfällen heimgesucht hatten, einen neunjährigen 
Waffenstillstand, der jedoch durch einen jährlichen Tribut erkauft 
werden mußte. Diese Frist benutzte er zur Anlegung von Festungs¬ 
werken und Bnrgen, in welchen jeder neunte Mann vom Lande 
sich niederlassen mußte,, sowie zur Bildung von Reiterschaaren 
und zur Verbesserung des Kriegswesens. Die erhöhte Tüchtigkeit 
seiner Kriegsschaaren erprobte er zunächst an den,Slaven, die 
fortwährend die Ostgrenze des Reiches beunruhigten. Er eroberte 
Brennibor (Brandenburg), den Hauptort der Haveller, mit 
Hilfe der zugefrornen Havel, kämpfte siegreich gegen verschiedene 
anderen slavischen Völkerschaften und unterwarf durch die Erobe 
rung von Prag den Böhmenherzog der deutschen Oberhoheit; auch 
besiegte er die Dänen und zwang einen ihrer Fürsten zur Taufe. 
Zur nachdrücklichen Fortsetzung des Kampfes gegen die Slaven 
und Normannen wurden die Markgrafschaften Nordsachsen, 
Meißen und Schleswig errichtet. Unter diesen Kriegsübungen 
war der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen, und als 
ihre Gesandten erschienen, den versprochenen Tribut in Empfang 
zu nehmen, ließ ihnen Heinrich, der jetzt den Kampf mit ihnen 
aufnehmen konnte, statt des erwarteten Silbers, einen räudigen 
Huud ausliefern. Racheschnaubend erschienen die wilden Schaaren 
und drangen verwüstend bis nach Thüringen vor. Hier kam es, 
in der Nähe von Merseburg, zu eiuer blutigen Schlacht, in 
welcher die Ungarn so gänzlich geschlagen wurden, daß ihr Heer 
sich in wilde Flucht auflöste, und nur wenige von ihnen dem
	        
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