Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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protestantischen Stände setzten hierauf eine Regierung von dreißig 
Direetoren ein, vertrieben die Jesuiten ans dem Lande und warben 
Truppen, zu deren Anführer sie den Grafen von Thurn ernannten. 
Mit ihnen vereinigten sich die protestantischen Stände von Schlesien 
und der Lausitz, und der kriegslustige Graf Ernst von Mans¬ 
feld führte ihnen ein Hilfsheer zu. Während die kaiserlichen 
Feldherren Dampierre und Bouequoi erfolglos gegen die 
Böhmen kämpften, starb der Kaiser Matthias, 1619, 61 Jahre 
alt. Ihm folgte sein Vetter, der bereits zum König von Böhmen 
gekrönte 
Ferdinand II. (1619 — 1637). Seiue Lage war eine äußerst 
schwierige; denn außer dem Verluste von Böhmen, womit er sich 
bedroht sah, war auch zu befürchten, daß die Vorgänge in diesem 
Lande bei den Protestanten feiner anderen Länder Nachahmung 
finden würden. In der That erzwang Matthias von Thurn den 
Beitritt der mährischen Stände zu dem böhmischen Bündnisse und 
erschien im Juni 1619 vor den Thoren von Wien, das von allen 
Vertheidigungsmitteln entblößt war. Ans der äußersten Gefahr 
rettete deu Kaiser das siegreiche Vordringen seiner Feldherren in 
Böhmen, wodurch Thurn genöthigt wurde, die Belagerung der 
Stadt aufzuheben, um dem bedrohteu Prag zu Hilfe zu eilen. 
Ebenso erfolglos blieb eine zweite Belagerung Wiens, welche Thnrn 
im November desselben Jahres, im Vereine mit dem Fürsten von 
Siebenbürgen, Bethlen Gabor, unternahm. Während Ferdi¬ 
nand II. sick nach Frankfurt begab, um die Kaisertreue zu em¬ 
pfangen, sagten sich die Böbmen förmlich von Oesterreich los uud 
wählten das Oberhaupt der Union und der deutschen Calvinisten, 
Friedrich V. von der Pfalz, einen Neffen Moritzens von 
Oranien und Schwiegersohn Jakobs I. von England, zu ihrem Könige. 
Dieser wurde im November 1619 zu Prag gekröut uud empfing 
darauf auch die Huldigung von Mähren und Schlesien. Friedrich 
hatte bei der Annahme der böhmischen Krone hauptsächlich auf die 
Unterstützung der Union gerechnet; diese blieb ihm jedoch gänzlich 
aus. Dagegen fand der Kaiser Bundesgenossen in Maximilian 
von Baiern, dem Oberhaupte der Liga, und Philipp III. von 
Spanien; auch der Kurfürst Georg vou Sachsen schloß sich 
ihm an. Nachdem Maximilian von Baiern an der Spitze des li- 
gistifchen Heeres die widerspenstigen Stände Oberösterreichs gezwungen 
hatte, dem Kaiser zu huldigen, draug er, im Vereine mit Bouequoi, 
in Böhmen ein, während Dampierre gegen Bethlen Gabor zog. 
Am 8. November 1620 kam es aus dem weißen Berge bei 
Prag zu einer entscheidenden Schlacht, in welcher das böhmische 
Heer unter Christian von Anhalt durch die vereinten kaiser-
	        
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