Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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dem Kaiser Unterhandlungen über die Wiedereinsetzung Friedrichs 
in seine Erbländer angeknüpft, und Ferdinand verlangte vor Allem, 
daß der Pfalzgraf die beiden Länderverwüster aus seinem Dienste 
entlasse. Friedrich gab dieser Forderung nach, und die Entlassenen 
traten, nachdem sie ihre Verwüstungszüge am Rhein noch eine Zeit 
lang fortgesetzt, in holländische Dienste. Auch hier erhielten sie 
bald ihre Entlassung, worauf sie nach Deutschland zurückkehrten. 
Während Mansfeld in Westfalen einbrach, beschlost Christian von 
Braunschweig, nach Böhmen zu zieheu, um im Verein mit Bethlen 
Gabor Friedrichen wieder auf den Thron zu erheben. Der Kurfürst 
von Sachsen verweigerte ihm jedoch den Durchzug durch seine Länder, 
und so sah er sich zur Rückkehr genöthigt. Ehe er sich auf's Neue mit 
Mansfeld vereinigen konnte, wurde er bei Stadtloo von Tilly 
angegriffen und gänzlich geschlagen (1623). Mansfeld entließ hier¬ 
auf gleichfalls feine Truppen und ging nach London, während Chri¬ 
stian sich nach Paris begab. 
Drille Periode. — Der dänisch-niedcrsächsische Krieg, 1625—1629. 
Durch Frankreichs und Englands feindliche Haltung gegen 
Oesterreich zu neuen Hoffnungen ermuthigt, rüsteten die niedersäch- 
fischen Stände, die seit dem Pasfauer Vertrage verschiedene katho¬ 
lischen Stifter eingezogen hatten und die noch übrigen norddeutschen 
Bisthümer sich gleichfalls anzueignen gedachten, zur Abwehr etwaiger 
Augriffe von Seiten Tilly's und wählten den König Christian IV. 
zu ihrem Kreisobersten (1625). Sogleich erschienen auch Mans¬ 
feld und Christian von Braunschweig mit nengeworbenen Truppen, 
um an dem Kampfe Theil zu nehmen. Die Geldmittel zu dem¬ 
selben lieferten hauptsächlich Frankreich, England und Holland, die 
zu einem geheimen Bündnisse gegen das habsburgische Haus zu¬ 
sammengetreten waren. Dem bedrängten Kaiser, der sich auf das 
ligistische Heer beschränkt sah, erstand ein unerwarteter Helfer in 
dem berühmten Wallen st ein. 
Albrecht von Wallcnstcin (eigentlich Waldstein) war 1583 zu 
Prag von lutherischen Eltern geboren, später jedoch zur katholischen 
Kirche zurückgetreten. Auf einer Reise, die er in Gesellschaft eines 
reichen Edelmannes durch einen großen Theil Europas gemacht, 
hatte er in Padna, wo er längere Zeit dem Studium der Astro¬ 
logie oblag, den Astronomen Seni kennen gelernt, dessen Ver¬ 
sicherung, daß er zu hohen Dingen bestimmt sei, seinen Ehrgeiz zur 
heftigsten Leidenschaft entflammte. Nachdem er durch den Tod seiner 
ersten Gemahlin, Lueretia von Landeck, einer reichen mährischen 
Wittwe, in den Besitz eines bedeutenden Vermögens gekommen, hatte 
er sich, noch vor dem Ausbruch der böhmischen Unruhen, zum zweiten
	        
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