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Jahre 1678 der Friede von Ny mwegen, in welchem Ludwig
durch die Trennung der Verbündeten alle Bortheile an sich zu reißen
wußte. Er erhielt von Spanien die Franche-Eomts und vom
deutschen Kaiser Freiburg. Holland allein, das zuerst auf Lud¬
wigs Friedensvorschläge eingegangen war, ging ohne allen Verlust
aus dem Kampfe hervor.
Die Rcunioncn. Auf den Rath des Kriegsministers Lonvois
setzte Ludwig in Metz, Befan^on, Breisach und Tournay sogenannte
Reunionskammern ein, die untersuchen sollten, welche Lände¬
reien als Dependenzen der tu den verschiedenen Friedensschlüssen
an Frankreich abgetretenen Gebiete von dem König in Anspruch
genommen werden könnten. Alles, was zu irgend einer Zeit mit
den abgetreteueu Städten und Ländereien in Verbindung gestanden,
wurde ohue Weiteres als dazu gehörige Dependenzen von Frank¬
reich in Besitz genommen. Auch das wichtige Straßburg, das
bei der Abtretung des Elsasses irrt westfälischen Frieden ausdrück¬
lich ausgenommen worden war, wurde mitten im Frieden von einem
französischen Heere unter Louvois überfallen und, im Einverständ-
niß mit einer für Ludwig gewonnenen Partei aus der Bürgerschaft,
Frankreich einverleibt (30. September 1681). Art einem kräftigen
Einschreiten gegen solche Anmaßungen hinderten den Kaiser die
mangelhafte Einrichtung der deutschen Reichsverwaltuug und die
Uneinigkeit der Stände, sowie eine von Ludwig unterstützte Em-
pöruug der Ungarn und das Vordringen der Türken gegen
Wien, und so sah er sich genöthigt, im Vereine mit Spanien einen
Waffenstillstand einzugehen, der Ludwig im einstweiligen Besitze
der gemachten Reunionen ließ.
Auch nach Süden suchte Ludwig seine Macht auszudehnen.
Auf dem mittelländischen Meere wußte die französische Flotte unter
dem Admiral Du Qu es ne sich Achtung zu verschaffen. Die
Raubstaaten Algier, Tunis und Tripolis wurden zur Herausgabe
aller französischen Sclaven und zu der Zusage gezwungen, ihre
Seeräubereien gegen die französischen Schiffe einzustellen. In
Italien wurde durch einen geheimen Vertrag mit dem kinderlosen
Herzog von Mantua die wichtige Festung Easale, der Schlüssel
zu Oberitalien, gewonneni. Der Besitz dieser Festung führte zu
einem Streit mit der Stadt Genna, die von Du Quesue be-
1 Dieser Vertrag war durch den Grafen Mattioli, den Staats-
fecretär des Herzogs von Mantua, abgeschlossen worden. Da Mattioli jedoch
das Geheimniß verrathen hatte, wurde er auf französischen Boden gelockt uub
mit lebenslänglicher Haft bestraft. Dieser Gras Mattioli ist wahrscheinlich bcr
in ber Geschichte Lnbwigs XIY. vorkommende geheimnißvolle M a n n mit
ber eisernen Maske.