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Herzog Ernst August von Hannover eine neunte Kur¬
würde errichtet (1692). Dem Kurfürsten Friedrich III. von
Brandenburg ertheilte Leopold die Würde eines Königs von
Preußen (1701).
§• 99.
Die übrigen Hauptstaaten Europas.
Spanien und Portugal. Unter den Nachfolgern Philipps II.,
Philipp^!!., Philipp IV. und Karl II., sank Spanien, theils
durch die schwäche der Regenten, theils durch wachsende Verarmung,
zu immer größerer Bedeutungslosigkeit herab. Unter Philipp IV.
riß sich Portugal von Spanien los und erlangte unter dem Her¬
zog von Braganza, der als Johann IV. den portugiesischen
Thron bestieg, seine Selbstständigkeit wieder (1640). Glücklicher
als in der Behauptung der portugiesischen Krone war Philipp IV.
in der Bekämpfung des in Neapel wegen Steuerdrucks ausge¬
brochenen Aufstandes, der die Herrschaft in dieser Stadt für kurze
Zeit in die Hände eines Fischers aus Amalsi, Masaniello (Thomas
Aniello) brachte und Spanien mit dem Verluste des ganzen Landes
bedrohte. Nach neunmonatlichem Kampfe gelang es den Spaniern,
ihre Herrschaft in Neapel wieder herzustellen, nachdem das Volk
durch Steuererleichterung zufrieden gestellt worden war. Bei dem
Tode des schwachen Karls II., mit welchem im Jahre 17u0 die
spanische Linie des habsburgischeu Hauses ausstarb, zeigte der Zu¬
stand des Landes das Bild des tiefsten Versalls.
Unter der Regierung der drei letzten Köuige aus dem Hause
Habsburg entfaltete die spanische Dichtkunst ihre schönste Blüthe.
Michael Cervantes de Saavedra (gest. 1616) dichtete seinen
weltberühmten Don Quixote; Lope de Vega (gest. 1635) legte
den Grnnd zu dem spanischen Drama und Pedro Calderon de la
Barea (gest. 1687) führte dasselbe zur höchsten Vollkommenheit.
In Portugal erwarb sich Luis de Camo öns (gest. 1579) durch,
feine Susi ade, in welcher er die Entdeckungen Vasco de Gamals
in Indien besang, nicht minder großen Ruhm.
Holland. Nach der Anerkennung ihrer Selbstständigkeit im
westfälischen Frieden blühte die Republik der Niederlande, unter
Erbstatthaltern aus dem Hause Oranien, durch ihren Handel und
ihre Gewerbe zu erneutem Wohlstände empor. Unter Wilhelm III.
wiederholte sich der nämliche Kamps, dessen Opfer unter Moritz
der zweiundsiebenzigjährige Oldenbarneveldt geworden war. Der
Rathspensionär Johann de Witt, der den ehrgeizigen Absichten