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zischen Städte unterwarfen sich ihm sogleich; auch Sidon ergab sich;
nicht so Tyrus, das sich zum hartnäckigsten Widerstände vorbereitete.
Alexander ließ einen mächtigen Damm auswerfen, um die Insel
mit dem festen Lande in Verbindung zu setzen und so die Stadt
anzugreifen; dennoch widerstand Tyrus sieben Monate, und erst als er
eine Flotte zusammengebracht, gelang es ihm, die Stadt einzunehmen.
Achttausend Tyrer kamen um, vierzigtausend wurden als Sklaven
verkauft. Alexander trat hierauf feinen Zug nach Aegypten an, dessen
Eroberung durch die Abneigung der Aegypter gegen die Perser be¬
deutend erleichtert wurde. Der persische Satrap ergab sich ohne
Widerstand und wurde dafür vou Alexander ehrenvoll behandelt,
wie dieser überhaupt freiwillige Unterwerfung zu belohnen pflegte.
Auch das ägyptische Volk wurde mit Schonung behandelt; ins¬
besondere zeigte Alexander gegen die ägyptisch^ Religion eine
Achtung, die ihm die Herzen des Volkes um so mehr gewinnen
mußte, als es sich deren von den Persern nicht zu erfreuen gehabt
hatte.
Von Aegypten aus unternahm Alexander einen höchst mühe¬
vollen Zug nach dem Orakel des Jupiter Ammon in der liby¬
schen Wüste, wo die Priester ihn als einen Göttersohn begrüßt
und seinen Unternehmungen den glücklichsten Erfolg versprochen
haben sollen. Nach seiner Rückkehr von diesem Zuge gründete er
an der westlichen Nilmündung die Stadt Alexandria, die sich
bald zu einer Weltstadt emporschwang.
Durch neue Kriegerschaaren verstärkt, kehrte Alexander nach
Asien zurück, wo auch Darius auf's Neue bedeutende Streitkräfte
zusammengezogen hatte. Bei Gaugamela (unweit Arbela) kam
es zu einer dritten Schlacht, die mit einer abermaligen gänzlichen
Niederlage der Perser endete (331). Alexander zog als Sieger
in die persischen Königsstädte Babylon, Susa und Persepolis ein;
dann begann er die Verfolgung des nach Medien entflohenen Darius.
Dieser war indessen von Bessus, dem Statthalter von Baktrien,
gefangen genommen und aus Eebatana weggeführt worden. Alexander
eilte dem Verräther nach, und dieser beschloß, als er die Nähe des
Verfolgers erfuhr, den unglücklichen König zu ermorden. Hilflos
und mit Wunden bedeckt ließ er ihn am Wege liegen, und mace-
donische Reiter reichten ihm den letzten Labetrunk (330). Den
Mörder ereilte die verdiente Strafe: die mit ihm entflohenen
Perser lieferten ihn an Alexander aus, und dieser vernrtheilte ihn
zum Kreuzestode.
Wie auf dem Schlachtfelde weder Gefahr noch Verwirrung
den kaltblütigen Heldenmnth Alexanders zu erschüttern vermochten,
so konnten auch aus seinen mühevollen Zügen durch die ausgedehnten
Provinzen des weiten Perserreiches weder Mangel noch Anstrengung