Full text: Der heimatkundliche Unterricht für die Schulen der Provinz Hannover

Kreis Zellerfeld. 137 
q. Kreis Zellerfeld 
mit 7 Städten und 8 Landgemeinden. Der Kreissitz ist in Zellerfeld. 
Zellerfeld, Stadt am Zellbache mit 4407 lutherischen Einwohnern, hat 
infolge häufiger und großer Feuersbrünste regelmäßige und breite Straßen. 
Ein interessantes Gebäude ist die 1674 in Barockstil erbaute Apotheke, ein 
Holzbau mit hohem Dach, mit Ecken, turmartigen Schornsteinen, hohem Giebel 
und barocken Dekorationsformen. Die bemalten Gesichter am Gesimse (zum 
Teil Fratzen) haben zu der nicht eben schmeichelhaften Bezeichnung „Zellerfelder 
Apothekengesicht" Veranlassung gegeben. — Die von schönen Lindenalleen um¬ 
gebene St. Salvatorkirche auf dem Marktplatze zeigt eine Bibliothek älterer 
Werke und Manuskripte. — Bergbau und Huttenbetrieb. — Zellerfeld hat 
seinen 9?ctmen von einem im 11. Jahrhundert von Goslar aus gegründeten 
Kloster (coenobnm in cella), das 1431 aufgehoben wurde. Der Ort war 1526 
noch nicht vorhanden und konnte 1532 zur Stadt erhoben werden.J) 
Klausthal, Stadt, von Zellerfeld der Schwesterstadt durch den Zellbach 
getrennt, hat seinen Namen von einer Wegklause erhalten. Die weitläufig, aber 
unregelmäßig auf der Hochebene erbaute Stadt hat eine Zahl stattlicher Wohn¬ 
häuser und öffentlicher Gebäude, die mit ihrer Sollingstein- und Ziegelbedachung, 
mit ihrem hellen Anstrich gegen die früheren mit Schindeln gedeckten Holz¬ 
wohnungen einen freundlichen Eindruck gewähren. In dieser jüngsten der sieben 
Bergstädte ist der Sitz des Königlichen Oberbergamts für die neuen Provinzen 
und Schaumburg, einer Berginspektion, eines Hüttenamts und anderer Behörden; 
die Bergakademie, eine altberühmte Hochschule, die Bergschule und Markscheider¬ 
schule sind technische Bildungsstätten für den Oberbergamtsbezirk. Die Mineralien- 
und Modellsammlungen dieser Anstalten haben kaum irgendwo ihresgleichen. — 
Gymnasium. — Außer Berg- und Hüttenbau findet sich auch Fabrikwesen.") 
— 8871 fast ausnahmslos lutherische Einwohner. 
St. Andreasberg, Stadt im südwestlichen Teile des Oberharzes, verdankt 
seine Entstehung den dort zn Anfang des 16. Jahrhunderts geöffneten Silber¬ 
gruben. Die Stadt liegt mit Klausthal und Zellerfeld oberhalb der Tuber¬ 
kulose, d. H. Schwindsucht kommt selten vor (543 m über dem Meeresspiegel), 
und ist darum klimatischer Kurort. — Von den Silbergruben (früher 100) 
sind viele eingegangen, Berg- und Hüttenbetrieb sind aber immer noch Haupt¬ 
beschäftigungen, daneben findet sich auch Fabrikindustrie und von großer Bedeutung 
ist die Zucht der Kanarienvögel, deren Jahresertrag für die Stadt ans jährlich 
200000 Mark berechnet wird. 3241 fast ausnahmslos lutherische Einwohner.3) 
Grund, 308 m über dem Meere, ist die älteste der sieben Bergstädte, 
ihre Anfänge reichen in das 11. Jahrhundert. Die herrliche, geschützte und 
gesnnde Lage hat die Stadt zn einem viel besuchten klimatischen Kurorte ge¬ 
macht; jährlich über 2000 Kurgäste. 1829 lutherische Einwohner. 
Lautenthal, Stadt an der Innerste mit 2759 lutherischen Einwohnern, 
hat seinen Anfang um das Jahr 1550. Bergbau, Hütten- und Waldarbeit 
bilden die Hauptbeschäftigung. 
1) Haus und Schule 1873, S. 73 ff. — 1874, S. 1_85 ff. 
2) Über Georgstollen und Ernst-Auguststollen siehe Seite 15. 
3) Über die Harzstädte siehe: Gör ges, Vaterländische Geschichten re. II, 5.C248 
(Altenau), 251 (Wildemann), 259 (Grund), 272 (Lautenthal), 277 (Zellerfeld), 279 
(Andreasberg). Vergl. Günther, Der Harz.
	        
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